Cyrill Stieger hat in den vergangenen Jahren die Orte wieder besucht, über die er während der Kriege berichtete; er war in Kroatien, Serbien, Bosnien, Kosovo. Er sprach mit den Menschen, auch mit Amtsträgern, fragte sie, ob sich die in den Kriegen aufgerissenen ethnischen Trennlinien, etwa in Vukovar oder in Mitrovica, verfestigt haben oder ob sie sich mit einer neuen Generation aufweichen. Was muss passieren, um den Fluch des Ethnischen zu brechen? Das Buch verbindet anschauliche Reportagen mit politischen und historischen Analysen. Es geht um Identitäten und um die Folgen des Nationalismus, um unvereinbare Geschichtsbilder und darum, wie Erinnerung von nationalistischen Politikern manipuliert wird, außerdem um die Schwierigkeiten der Aussöhnung. Es sind Themen, die in Zeiten des erstarkten Nationalismus und zunehmender autoritärer Tendenzen auch anderswo in Europa, in Polen und in Ungarn, aktuell sind. Aber der Pragmatismus und die Hoffnungen der Menschen auf dem Balkan geben Zuversicht.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Jens Schneider lernt den Alltag in den von Cyrill Stieger bereisten Regionen in Bosnien, Kroatien, Serbien und im Kosovo kennen und erfährt, wie sich die Nachkriegsgesellschaft dort mit kulturellen Grenzen und unterschiedlichen Geschichtsbildern eingerichtet hat. Solche zurückhaltend geschilderten Impressionen und die vom Autor geführten Gespräche mit Lehrern, Erziehern und lokalen Größen geben Schneider einen anschaulichen Eindruck von den Verhältnissen. Eine Erkenntnis der Lektüre für den Rezensenten: Die Menschen im früheren Jugoslawien wollen unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit vor allem eines: Arneit und ein besseres, friedliches Leben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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