Hätte Padron 'Ntoni nur nicht die Idee mit den Lupinen gehabt - wenigstens einmal wollte auch er seinen Profit mit einem klandestinen Geschäft machen -, dann wäre es nie so weit gekommen. Aber sein Boot mit der sowieso schon verdorbenen und auf Pump gekauften Ware zerschellt am Felsen, die Besatzung einschließlich seines einzigen Sohns ertrinkt.Nun wollen die Schulden bezahlt werden. Der Familiensitz, das Haus mit dem Mispelbaum, geht verloren, aber die Enkel müssen trotzdem ordentlich großgezogen und verheiratet werden. Die Malavoglia arbeiten und schinden sich, und immer wenn es so aussieht,…mehr
Hätte Padron 'Ntoni nur nicht die Idee mit den Lupinen gehabt - wenigstens einmal wollte auch er seinen Profit mit einem klandestinen Geschäft machen -, dann wäre es nie so weit gekommen. Aber sein Boot mit der sowieso schon verdorbenen und auf Pump gekauften Ware zerschellt am Felsen, die Besatzung einschließlich seines einzigen Sohns ertrinkt.Nun wollen die Schulden bezahlt werden. Der Familiensitz, das Haus mit dem Mispelbaum, geht verloren, aber die Enkel müssen trotzdem ordentlich großgezogen und verheiratet werden. Die Malavoglia arbeiten und schinden sich, und immer wenn es so aussieht, als könnten sie wieder auf die Füße fallen, kommt neues Ungemach. Der Älteste findet nach seiner Militärzeit nie wieder in die richtige Bahn und hadert mit der endlosen Schufterei, der Zweite stirbt im Krieg. Und kaum sind die Fässer voll mit eingesalzenen Sardellen, stürzen die Preise ab.Der eindrücklichen Geschichte der Familie Malavoglia ist das Bild des kleinen Orts Aci Trezza nahe Catania gegenübergestellt - ein Nest voller Eigenbrötler, deren Lebensläufe im ständigen Parlando von Unterhaltungen, Lebensweisheiten, Klagen und Pläneschmieden ausgebreitet werden.»Die Malavoglia« wurde 1948 unter dem Titel »La terra trema« von Luchino Visconti fürs Kino adaptiert, der Film gilt als herausragendes Werk des Neorealismo.
Giovanni Verga, geboren 1840 in Catania, stammte aus einer wohlhabenden Familie. Bereits im Alter von 16 Jahren schrieb er seinen ersten Roman. 1858 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Catania, das er nach drei Jahren abbrach, um sich dem Schreiben zu widmen. 1861 veröffentlichte er den Roman 'I carbonari della montagna', aber erst zehn Jahre später gelangte er mit 'Storia di una capinera' zu einiger Bekanntheit. Ab 1871 pendelte Verga zwischen Mailand und Catania, unternahm Reisen nach Paris und London, traf Giuseppe Verdi, Émile Zola und Luigi Capuana. Er verfasste zahlreiche Romane, Novellen und Theaterstücke, darunter 'Die Malavoglia', der erste eines auf fünf Bände angelegten Zyklus, der unvollendet blieb. Der Roman gilt heute als Hauptwerk des Verismo, der italienischen Ausformung des Naturalismus. Die Novelle 'Cavalleria rusticana' brachte als Theaterstück und vor allem als Oper großen Erfolg - und einen Rechtsstreit um die Tantiemen. 1920 wurde Verga zum Senator des Königreichs Italien ernannt. Am 27. Januar 1922 starb Giovanni Verga in seinem Geburtshaus.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Den Wortwitz des Titels "Die Malavoglia" (zu deutsch: die Lustlosen) hebt Tim Caspar Boehme gleich zu Beginn seiner Rezension von Giovanni Vergas Roman hervor. Die Geschichte einer sizilianischen Fischerfamilie und ihres drohenden - nicht nur wirtschaftlichen - Untergangs wird von ihm ausführlich nacherzählt. Die Bemühungen der Neuübersetzung des schon 140 Jahre alten Buches durch Anna Leube mögen nicht immer Früchte tragen, doch auch wenn Vergas sprachliche "Besonderheiten" nicht immer ins Deutsche übertragbar seien, so mache Leubes Übersetzung bemerkenswerterweise "vergessen", dass der Text schon 140 Jahre alt ist, staunt Boehme, der auch den detaillierten Anmerkungsapparat lobt. Trotz des Pessimismus', mit dem der Autor und Hauptvertreter des italienischen Verismus (eine dem Naturalismus ähnliche Strömung, so Boehme) von gesellschaftlichen Missständen und vom Klatsch und Tratsch erzählt, den die Familie auf sich zieht, spürt der Kritiker doch eine gewisse Sympathie Vergas für seine dem Untergang geweihten Figuren und stellt am Ende "ein klein wenig Hoffnung" in Aussicht, so der zufriedene Rezensent.