«Die Mütter», so nennen sie die alten Frauen in der kleinen kalifornischen Gemeinde Oceanside. Sie sind Zeugen des Skandals, mit dem dieser Roman beginnt. Ein Skandal ist es, wenigstens aus ihrer Sicht: dass Nadia Turner, deren Mutter sich das Leben genommen hat, mit Luke, dem Sohn des Pastors ... dass Nadia Turner ein Baby bekommt ... oder vielmehr beschließt, es nicht zu bekommen. Und das ist erst der Anfang der Geschichte.
Anders als Luke kehrt Nadia der Kleinstadtenge bald den Rücken. Aber Aubrey, ihre beste Freundin, bleibt und stellt sich auf ihre Weise gegen den Chor der alten Frauen, deren Stimmen mit der Zeit merklich auseinandergehen. Es dauert nicht lange, und sie feiern ein neues Paar in Oceanside: Aubrey und Luke Sheppard. Und das beschäftigt die vom College heimgekehrte Nadia mehr, als sie vor der besten Freundin zugeben kann.
Brit Bennett fragt nach dem, was uns hält und was uns bindet: Freundschaft, eine gemeinsame Vergangenheit, eine nicht gelebte Geschichte. In «Die Mütter» erzählt sie voller Respekt und mit der nötigen Respektlosigkeit von Herkunft, Hautfarbe und Geschlecht, erzählt mit einer gelassenen Genauigkeit, die staunen macht.
Ein lebenskluger Roman über das Amerika von heute und das Amerika von morgen.
Anders als Luke kehrt Nadia der Kleinstadtenge bald den Rücken. Aber Aubrey, ihre beste Freundin, bleibt und stellt sich auf ihre Weise gegen den Chor der alten Frauen, deren Stimmen mit der Zeit merklich auseinandergehen. Es dauert nicht lange, und sie feiern ein neues Paar in Oceanside: Aubrey und Luke Sheppard. Und das beschäftigt die vom College heimgekehrte Nadia mehr, als sie vor der besten Freundin zugeben kann.
Brit Bennett fragt nach dem, was uns hält und was uns bindet: Freundschaft, eine gemeinsame Vergangenheit, eine nicht gelebte Geschichte. In «Die Mütter» erzählt sie voller Respekt und mit der nötigen Respektlosigkeit von Herkunft, Hautfarbe und Geschlecht, erzählt mit einer gelassenen Genauigkeit, die staunen macht.
Ein lebenskluger Roman über das Amerika von heute und das Amerika von morgen.
© BÜCHERmagazin, Christiane von Korff
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Juliane Liebert ist nicht überzeugt von Brit Bennetts Roman. Sätze wie in einem Groschenroman liest sie zuhauf in der in Kalifornien spielenden Geschichte. Dass der Roman Rassismus und die sozialen Probleme junger schwarzer Frauen behandelt, merkt sie dem Text nicht unbedingt an. Die Hautfarbe der Figuren scheint ihr kaum keine Rolle zu spielen. Die Spannung zwischen der nüchternen Erzählweise und dem brisanten Thema trägt sie ein Stück weit durch den Text, doch letztlich empfindet sie den allzu routinierten Ton als irritierend. Die Geschichte, meint sie, erhält dadurch eine "seltsame Immanenz".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ausbruch aus dem von der Hautfarbe bestimmten Milieu: Brit Bennetts eindrucksvolles Romandebüt "Die Mütter"
Oceanside, eine typische Kleinstadt im Süden Kaliforniens, ist der Schauplatz von Brit Bennetts erstem Roman. Die afroamerikanische Schriftstellerin eroberte mit der genauen Beschreibung einer in Schwarz und Weiß geteilten Welt sofort die amerikanischen Bestsellerlisten. Ähnlich wie in den Werken der Nobelpreisträgerin Tony Morrison ist der Ausbruch einer jungen schönen Frau aus ihrem von der Hautfarbe bestimmten Milieu das Thema. Der Titel "Die Mütter" ist irreführend. Diese älteren Frauen, angeführt von der "First Lady" genannten schwarzen Pfarrersfrau, wachen frömmelnd über das Gemeindeleben und fällen unerbittliche Urteile. Gütiges und Mütterliches haben sie nicht zu bieten. Im Gegenteil, sie verbreiten Gerüchte und kommentieren sie im Chor. Die siebzehn Jahre alte Nadia ist ihr Opfer, weil sie gegen die Regeln verstößt. Sie hat sich in den Sohn des Pastors verliebt und erwartet von ihm ein Kind, ein "Missgeschick", das durch die von der First Lady finanzierte Abtreibung zur Tragödie wird. Die junge Frau zerbricht aber nicht daran, wie es mit einem ähnlichen Schicksal ihre Mutter tat. Sie bewirbt sich als einzige Schwarze um ein Stipendium an einer angesehenen Universität und macht dort Karriere. Brit Bennett notiert die beispielhafte Erfolgsstory aber nur wie eine Randnotiz. Wichtiger zu schildern sind ihr die Verluste Nadias auf dem Weg zur internationalen Anwältin: die Wurzellosigkeit, das Zerbrechen einer tiefen Mädchenfreundschaft und schließlich auch ihrer Jugendliebe, die noch einmal aufflackert. Wechselnde Beziehungen zu meist weißen Männen sind kein Ersatz für das, was ihr einmal wichtig war.
Die von Evangelikalen geprägte schwarze Gemeinschaft, so wie sie Brit Bennett schildert, bleibt unter sich. Doch bernsteinfarbene Haut und seidige glatte Haare gehören zum Schönheitsideal - also nicht black is beautiful. Solche äußeren Annäherungen an den weißen Teil der Bevölkerung vergrößern die Chance, mehr zu erreichen, als auf der untersten Stufe der Gesellschaft zu verharren. Einen anderen bescheidenen, jedoch sicheren Aufstieg bietet die Army. "Was glaubst du, warum ich zum Militär bin?", fragt einer der Freunde: "Mein Vater hat mir gesagt, du lernst besser selber schießen, bevor dich die Weißen abknallen." Rüde und bitter ist der Ton, wenn die Marines des nahen Stützpunkts von ihren Erfahrungen im Fernen Osten sprechen, aber auch selbstbewusst. Es ist viel amerikanische Wirklichkeit in diesem Erstling einer Sechsundzwanzigjährigen, den Hollywood bereits als Drehbuchvorlage gekauft hat.
MARIA FRISÉ.
Brit Bennett: "Die Mütter". Roman.
Aus dem Englischen von Robin Detje. Rowohlt Verlag, Reinbek 2018. 318 S., geb., 20,- [Euro].
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Mit brutaler Härte, anmutiger Eleganz und unverkrampfter Nonchalance tritt die 1990 geborene afroamerikanische Schriftstellerin Brit Bennett mit 'Die Mütter' fast mühelos in die großen literarischen Fußstapfen einer Toni Morrison. Rolling Stone