Nicoliens Mutter vergisst. Erst vertauscht sie die Tage, dann kann sie ihre Lieblingslieder nicht mehr mitsingen, zuletzt verirrt sie sich in der Wohnung. Über knapp drei Jahrzehnte wird ihre Demenz in vielerlei Alltags- und Ausflugsszenen mit den schleichenden Veränderungen beschrieben. Alsbald wähnt man sich im Wohnzimmer der Familie, mit Schnaps in der Hand und Kuchen auf dem Tisch, erfüllt von Zuneigung und Hilflosigkeit. Wie in einem Super-8-Film werden der Gedächtnisverlust und die Reaktionen der Angehörigen, die zwischen Verärgerung, Irritation, Trauer und Ungeduld schwanken, in einer Fülle von lebendigen Details nachgesponnen. In genau abgelauschten Dialogen und auf musikalische Weise, in Varianten, Schleifen, Pausen erzählt J. J. Voskuil die Geschichte einer Frau, die zunehmend unerreichbar wird. Eine zutiefst menschliche Chronik - von Gerd Busse einmal mehr herausragend übersetzt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Wolfgang Schneider liest das Spin-off von J. J. Voskuils Romanzyklus "Das Büro" mit Beklemmung. Die Geschichte der Ehefrau des Romanhelden Maarten, genauer ihrer dementen Mutter, erzählt Voskuil laut Schneider als Abfolge der unausweichlichen Stadien der Erkrankung. Unheimlich wirkt das auf Schneider auch deshalb, weil der Autor nichts erklärt, sondern nur genau dokumentiert. Spannung entsteht dennoch, so Schneider, da der Leser auf die jeweils nächste Krankheitsstufe wartet. Ein Schrecken mit Ansage für den Rezensenten. Gerd Busses Übersetzung folgt der Lakonie des Originals, lobt Schneider.
© Perlentaucher Medien GmbH
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