In einem brillanten Gang durch 250 Jahre Geschichte schildert die bekannte Historikerin Ute Frevert, welche Rolle die öffentliche Beschämung in der modernen Gesellschaft spielt. In den unterschiedlichsten Bereichen werden die Demütigung und das damit einhergehende Gefühl der Scham zum Mittel der Macht - ob in der Erziehung von Kindern, im Strafrecht oder in Diplomatie und Politik.
So wurden nach 1944 in Frankreich Frauen, die sich mit deutschen Besatzern eingelassen hatten, die Haare geschoren. Richter in den USA bestrafen Bürger neuerdings damit, dass diese an belebten Straßen auf einem Schild ihr Vergehen kundtun müssen. Nicht zuletzt der Medienpranger - wie im Fall von Jan Böhmermanns Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdogan - und das Internet haben die öffentliche Beschämung allgegenwärtig gemacht.
Ute Frevert zeigt nicht nur an zahlreichen Beispielen aus der Geschichte, wie Demütigungen in Szene gesetzt wurden und werden (wobei sich die Bilder über Epochen und Kulturen hinweg erstaunlich gleichen). Sie macht auch klar, dass die Moderne den Pranger keineswegs abgeschafft, sondern im Gegenteil neu erfunden hat. Nicht mehr der Staat beschämt und demütigt, sondern die Gesellschaft.
So wurden nach 1944 in Frankreich Frauen, die sich mit deutschen Besatzern eingelassen hatten, die Haare geschoren. Richter in den USA bestrafen Bürger neuerdings damit, dass diese an belebten Straßen auf einem Schild ihr Vergehen kundtun müssen. Nicht zuletzt der Medienpranger - wie im Fall von Jan Böhmermanns Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdogan - und das Internet haben die öffentliche Beschämung allgegenwärtig gemacht.
Ute Frevert zeigt nicht nur an zahlreichen Beispielen aus der Geschichte, wie Demütigungen in Szene gesetzt wurden und werden (wobei sich die Bilder über Epochen und Kulturen hinweg erstaunlich gleichen). Sie macht auch klar, dass die Moderne den Pranger keineswegs abgeschafft, sondern im Gegenteil neu erfunden hat. Nicht mehr der Staat beschämt und demütigt, sondern die Gesellschaft.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Laut Steffen Martus wäre Ute Freverts Studie über Praktiken der politischen Demütigung in Europa seit dem 18. Jahrhundert eigentlich das Buch der Stunde. Leider unterlässt es die Autorin laut Rezensent, ihr umfangreiches Material nach Zeit und Ort zu ordnen. Für Martus mit dem Ergebnis, dass oft unklar bleibt, vor welchem historischen Hintergrund und in welchem politischen oder kulturellen Kontext die jeweilige Szene spielt. Die erstaunliche Resistenz der Gesten der Demütigung gegenüber modernen Tendenzen zur Versachlichung und ihre Internationalität vermag die Autorin dem Rezensenten allerdings eindrucksvoll zu vermitteln.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ute Frevert erzählt elegant, pointiert und packend. Sandra Pfister Deutschlandfunk 20171120







