Zwei Jungen in den Wäldern auf sich alleine gestellt. Ein Abenteuer 1913/14. TW: viel Tierleid!
Die Prinzen vom Birkensee sind der dreizehnjährige Arnstein und sein um einige Jahre jüngere Bruder Truls. In den Sommern der Jahre 1913 und 1914 wurden beide von ihrem Vater, den sie meist nur den
„Kaiser“ nannten, in die Mark nördlich von Christiania (dem heutigen Oslo) geschickt. Es ist ein…mehrZwei Jungen in den Wäldern auf sich alleine gestellt. Ein Abenteuer 1913/14. TW: viel Tierleid!
Die Prinzen vom Birkensee sind der dreizehnjährige Arnstein und sein um einige Jahre jüngere Bruder Truls. In den Sommern der Jahre 1913 und 1914 wurden beide von ihrem Vater, den sie meist nur den „Kaiser“ nannten, in die Mark nördlich von Christiania (dem heutigen Oslo) geschickt. Es ist ein ausgedehntes Waldgebiet rund um den Holmenkollen mit vielen Seen. Ganz auf sich alleine gestellt durchstreifen die beiden die Wälder, unterhalten hier und dort ein Lager, leben von dem, was die Natur ihnen bietet. Manchmal schaffen sie es auch, so viel zu „hamstern“, damit sie es auf den Märkten der kleinen Ortschaften verkaufen können.
In dieser Zeit schweißen die beiden richtig zusammen, agieren oft wie ein Individuum, merken und spüren, was den anderen gerade beschäftigt. Der drohende erste Weltkrieg wirft seinen langen Schatten bis in diese Gegend, und so beschließt der Vater der beiden, dass sie im Spätsommer 1914 ihren fünfzehnjährigen, schwer kognitiv beeinträchtigten Bruder mit in die Wildnis nehmen müssen. Mit Folgen …
1985. Filip, 19, ist der Enkel von Arnstein, und zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester bewohnen sie ein Haus am Rande der Stadt. Ihr unmittelbarer Nachbar ist Arnsteins Bruder Truls mit seiner Frau. Es herrscht Stille zwischen den beiden Familien, ein lächerlicher Apfelkrieg ist nur eine kleine Auswirkung davon. Arnstein ist ein Pflegefall, sein von Arbeit geschundener Körper liegt im Sterben, doch Arnstein will noch nicht aufgeben. Filip tritt seinem Opa sehr abschätzig entgegen, macht abfällige Bemerkungen über dessen langes Aufbegehren gegen den Tod. Doch so allmählich, nachdem er zuerst gezwungen wurde, sich mehr um seinen Großvater zu kümmern, entwickelt sich doch noch so etwas wie eine Beziehung zwischen den beiden. Filip ändert sich und seine Einstellung, genauso wie Arnstein sein Mürrischsein und seine Bosheit etwas beiseiteschieben kann. Er beginnt, von jenen Sommern zu erzählen, und Filip hängt an seinen Lippen. Er möchte unbedingt erfahren, was der Grund für das Zerwürfnis zwischen den beiden Brüdern war.
Der Roman liest sich leicht und flüssig, die Erzählweise ist oftmals spannend wie eine Abenteuergeschichte. Es geht aber auch um andere Dinge. Das Leben von Filip wird durchleuchtet, mit seiner Liebe zu Fußball und der Musik von Brian Ferry, sein Gehader mit den Kassetten im Walkman, und vieles mehr.
Bis jetzt würde ich sagen: eine feine Geschichte.
Was mir aber absolut komplett gegen den Strich ging, ist die ausufernde und wie für selbstverständlich angenommene Gewalt der beiden Jungs gegen Tiere. Hier hätte ich mir vom Verlag eine ordentliche Triggerwarnung gewünscht, und nicht eine Glorifizierung des Angelns am Buchrücken. OK – ich dachte, ist sei nur eine Metapher. Aber da lag ich falsch. Auch wenn das Verhältnis zur lebenden Natur vor hundert Jahren ein anderes gewesen sein mag, und die Jungs auf sich alleine gestellt waren um in der Wildnis nicht zu verhungern, dann hätte ich gerne auf die expliziten Beschreibungen des Tötens (manchmal fast schon ein Massenmord) sehr gerne verzichtet.
Mehr als einmal war ich versucht, aus diesen Gründen das Buch abzubrechen. Aber die Neugier, wie die Geschichte wohl ausgehen mag, hat gewonnen.
Schreibtechnisch gibt es gegen den Roman auch nichts auszusetzen – ganz im Gegenteil.
Und so mag sich bitte jede*r selbst ein Bild machen, ob dieser Roman, der sicherlich auch den ein oder anderen familienpolitischen oder gesellschaftlichen Aspekt behandelt, gelesen werde möchte.
Für mich war es eine Grenzerfahrung. Und eine Bewertung: Zwischen zwei und fünf Sterne ist alles drinnen.