Der neue Roman von Clemens Meyer: Ein Epos über die Krisen Europas und die Kunst des Erzählens
Von Leipzig bis Belgrad, von der DDR bis zur Volksrepublik Jugoslawien, vom Leinwandspektakel bis zum Abenteuerroman. Schonungslos und rasant erzählt »Die Projektoren« von unserer an der Vergangenheit zerschellenden Gegenwart - und von unvergleichlichen Figuren: Im Velebit-Gebirge erlebt ein ehemaliger Partisan die abenteuerlichen Dreharbeiten der Winnetou-Filme. Jahrzehnte später finden an genau diesen Orten die brutalen Kämpfe der Jugoslawienkriege statt - mittendrin eine Gruppe junger Rechtsradikaler aus Dortmund, die die Sinnlosigkeit ihrer Ideologie erleben muss. Und in Leipzig werden bei einer Konferenz in einer psychiatrischen Klinik die Texte eines ehemaligen Patienten diskutiert: Wie gelang es ihm, spurlos zu verschwinden? Konnte er die Zukunft voraussagen? Und was verbindet ihn mit dem Weltreisenden Dr. May, der einst ebenfalls Patient der Klinik war?
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Von Leipzig bis Belgrad, von der DDR bis zur Volksrepublik Jugoslawien, vom Leinwandspektakel bis zum Abenteuerroman. Schonungslos und rasant erzählt »Die Projektoren« von unserer an der Vergangenheit zerschellenden Gegenwart - und von unvergleichlichen Figuren: Im Velebit-Gebirge erlebt ein ehemaliger Partisan die abenteuerlichen Dreharbeiten der Winnetou-Filme. Jahrzehnte später finden an genau diesen Orten die brutalen Kämpfe der Jugoslawienkriege statt - mittendrin eine Gruppe junger Rechtsradikaler aus Dortmund, die die Sinnlosigkeit ihrer Ideologie erleben muss. Und in Leipzig werden bei einer Konferenz in einer psychiatrischen Klinik die Texte eines ehemaligen Patienten diskutiert: Wie gelang es ihm, spurlos zu verschwinden? Konnte er die Zukunft voraussagen? Und was verbindet ihn mit dem Weltreisenden Dr. May, der einst ebenfalls Patient der Klinik war?
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Rezensentin Stephanie von Oppen möchte Clemens Meyer für seinen neuen Roman am liebsten gleich den Deutschen Buchpreis verleihen. Meyer entwirft ein atemberaubendes Panorama, jubiliert sie. Das Buch ist zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Jetztzeit angesiedelt und spielt in diversen Ländern, vereinigt jede Menge Geschichten, Tonarten und Schreibformen. Über allem schwebt, heißt es weiter, der Western, als eine Art Grundmetapher, aber auch als Stimmung, die zum Beispiel "Cowboy" anhaftet, der eine Hauptfigur des Buches zu sein scheint, ein Tito-Partisan, der später in DDR-Indianerfilmen mitspielt und noch später im IS-Irak landet. Nazis mischen auch mit, fährt Oppen fort, wobei selbst die von Meyer mit Empathie bedacht werden, wie das Buch laut Rezensentin überhaupt von psychologischem Tiefsinn geprägt, außerdem teils ausgesprochen lustig und, eben, durch und durch preiswürdig ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Sätze, die "tiefdunkel funkeln" macht Rezensent Cornelius Pollmer in Clemens Meyers monumentalem Roman aus. Nach der Aufregung um Meyers Wutanfall auf der Buchmesse wird es Zeit, sich wieder dem Text selbst zuzuwenden, fordert der Kritiker, denn dieser verlangt zwar nach Zeit und Konzentration, stellt sodann aber schlicht eine "schwer beeindruckende erzählerische Leistung" dar. Mal "wahnhaft abfließend", mal beunruhigend, mal "brüllend komisch" ist diese Geschichte, deren Inhalt so schwer zusammenzufassen ist, schwärmt Pollmer. So viel lässt sich sagen, es geht um die zweite Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts, den Zerfall Jugoslawiens und Karl May. Einen der wenigen Fixpunkte bietet die Figur "Cowboy", die sich am Widerstand der Tito-Partisanen gegen Hitler beteiligt und später beim "Kostümfilm durchschlägt" und noch ganz viel mehr, dass der Rezensent gar nicht alles aufführen kann. Es gibt hier atemberaubende Beschleunigungen, Verschränkungen zwischen Vergangenheit und Zukunft, Traum und Realität, "apokalyptische Feuerwerke" und Sätze, die Pollmer "Nägelkauen" lassen - jedenfalls ganz großes Kino, findet der Kritiker.
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Wenn die Welt sich so weiterdreht, [...], wird "Die Projektoren" zu den Romanen gehören, die lesende Menschen alle zehn Jahre erneut aus dem Regal nehmen, wie den "Zauberberg". Judith von Sternburg Frankfurter Rundschau 20240828