Rui, ein portugiesischer Jugendlicher, sitzt gemeinsam mit seiner Familie in einem Haus in Luanda, der Hauptstadt von Angola, und wartet darauf, dass der Onkel kommt, um sie zum Flughafen zu bringen. Alle anderen Hauser in der Umgebung stehen entweder leer oder sind bereits von neuen, dunkelhautigen Nachbarn besetzt worden.Wir schreiben das Jahr 1975. Draußen sind Schüsse zu horen, der Onkel verspatet sich, und dann taucht ein Jeep der Befreiungsarmee auf und die Dinge nehmen einen katastrophalen Verlauf.In ihrem Bestseller erzahlt Dulce Maria Cardoso meisterhaft durch die Augen von Rui ihre eigene Geschichte als Flüchtling aus den verlorenen Kolonien und die Ankunft in einem von der Nelkenrevolution erschütterten Portugal. Sie zeigt uns gewohnliche Menschen, deren Sicht auf die Welt von ebenso radikalen wie unbewussten Vorurteilen gepragt ist, und sie tut es auf eine sensible und außerst eindringliche Weise.Ein Buch wie ein Rausch, an dessen Ende man ein wenig erleichtert und zutiefst berührt ist. Vor allem aber hat man eine historische Epoche erlebt, die in Deutschland kaum wahrgenommen wurde.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Karin Janker liest Dulce Maria Cardosos autobiografisch grundierten Roman als zeitgeschichtliches Werk und als Meditation über Heimatverlust. Dass die Autorin von Portugals Herrschaft in Angola und ihrem Ende aus der Perspektive eines Teenagers erzählt, der sich 1974 als Rückkehrer im Mutterland Portugal fremd fühlt, erweist sich laut Janker als besonders ertragreich, da die Figur ihre eigene Rolle als ehemaliger "Unterdrücker" und nun Fremder und Verlierer im eigenen Land erst begreifen muss. Wie Cardoso hier an ein portugiesisches Trauma rührt, eindringlich und jenseits von Gut-Böse-Schemata, scheint Janker lesenswert, auch wegen der Sprache, die der Übersetzer gekonnt "konserviert", wie Janker schreibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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