Andriy Lyubka erzählt in plastischer, spannend zu lesender, manchmal auch mit intellektuellem Humor bereicherter Sprache von Menschen an der Front und Menschen weit hinter der Front. Er begegnet Soldatinnen und Soldaten, freiwillige und eingezogene, er begegnet Frauen und Kindern, die sich plötzlich ohne Väter und Männer durchschlagen müssen, er begegnet Menschen aus unterschiedlichen Regionen, Roma, geflohene Tschtschenen, Familien, die nach Ausbruch des Krieges aus der Emigration in die Ukraine zurückgekommen sind - eine Gesellschaft, deren Leben sich durch den Krieg auch dort, wo er noch fern ist, sehr plötzlich und radikal verändert hat. Das Buch enthält viele persönliche Erlebnisse und kuriose Reisenotizen von den Fahrten des Autors an die Front und zurück in seine Heimat Transkarpatien. Es wird deutlich, dass nicht nur die Armee kämpft, sondern zahllose freiwillige Helfer, die tagtäglich an die Front fahren und ihr Leben riskieren, so wie Tausende von Angestellten der Eisenbahn, die trotz schlecht bezahlter Arbeit regelmäßig in die Städte an der Front fahren, obwohl die Bahnhöfe ein vorrangiges Ziel der russischen Raketen sind. Oder die Elektrikerbrigaden, die sofort nach einem Beschuss mit der Wiederherstellung von Umspannwerken und Stromleitungen beginnen.
»Es ist eine Textsammlung wie eine Brücke zwischen uns Ukrainern und den anderen Europäern, brandaktuell und doch in die Geschichte weisend.« Ukrajinska Pravda
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Interessiert und beeindruckt liest Rezensent Christian Thomas Andriy Lyubkas Buch, das verschiedene Texte zum Ukrainekrieg versammelt. Eher assoziativ arbeitet sich Thomas durch einige der reportageartigen Beiträge, zu den behandelten Themen zählen ein vom Autor geleiteter Betrieb, der die ukrainische Armee mit Autos versorgt, ein Lob der Improvisation als ukrainische Kriegs- und Friedensstrategie. Auch Porträts gibt es einige - von der durch eine Rakete getöteten Schriftstellerin Wiktoria Amelina zum Beispiel. Thomas denkt darüber nach, weshalb Lyubka so oft das Wort "Ort" verwendet und vergleichsweise selten das Wort "leider", er weist auf den Humor der Texte hin und beschreibt, wie vorsichtig sie sich der Front und auch dem Kriegsbeginn im Februar 2022 nähern. Auch mit Lyubkas Erfahrungen im Westen beschäftigen sich einige der Texte, lesen wir. Der Kritiker scheint das Buch mit Gewinn gelesen zu haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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