Dies ist die Geschichte von Eugen Althager, einem Intellektuellen und Außenseiter im Wien Anfang der dreißiger Jahre. Althager ist arbeitslos, und wir erleben seinen Kampf und seinen Abstieg - zusammen mit dem Verfall der bürgerlichen Kultur in Österreich. Denn die soziale und politische Lage ist äußerst gespannt: Ein Generalstreik bricht unter den Waffen der Staatsgewalt zusammen, jüdische Mitbürger werden auf offener Straße drangsaliert.
Ein äußerst farbiges, gedankenreiches und künstlerisch durchgearbeitetes Werk: voller Eindrücke aus den großen Caféhäusern Wiens, mit Großstadtszenen und einer Reihe eindrucksvoller Frauenfiguren. Althager wird durch die Zeitläufte in seine jüdische Identität förmlich hineingezwungen, und er zerbricht an diesem Prozess.
»Die Schiffbrüchigen« ist das spannende, weil subversive Gegenmodell zum Bildungsroman. Geschichte einer verratenen Freundschaft und Künstlerroman, enthält dieser Text schon alle gedanklichen Komplexe, die später Amérys Werk so einzigartig machten.
Ein äußerst farbiges, gedankenreiches und künstlerisch durchgearbeitetes Werk: voller Eindrücke aus den großen Caféhäusern Wiens, mit Großstadtszenen und einer Reihe eindrucksvoller Frauenfiguren. Althager wird durch die Zeitläufte in seine jüdische Identität förmlich hineingezwungen, und er zerbricht an diesem Prozess.
»Die Schiffbrüchigen« ist das spannende, weil subversive Gegenmodell zum Bildungsroman. Geschichte einer verratenen Freundschaft und Künstlerroman, enthält dieser Text schon alle gedanklichen Komplexe, die später Amérys Werk so einzigartig machten.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Als "sensationelle Entdeckung" wertet Rezensent Franz Haas diesen nun veröffentlichten Jugendroman Jean Amerys, den der Autor als 23-Jähriger 1935 beendete. Auch wenn er nicht umhin kommt, einige "formale Mängel" festzustellen, zeigt er sich ausnehmend beeindruckt von der Scharfsicht, mit der Amery die Zeichen der Zeit, das von Deutschland nach Österreich herüberziehende Nazi-Übel analysiert. Darüber hinaus sieht er in dem Roman auf eine erstaunliche Weise fast die gesamte spätere Gedankenwelt des Autors vorhanden, vor allem die "unbestechlich widerständige Haltung als Zeitgenosse". Gleichwohl verhehlt er nicht, dass er den Essayisten Amery für bedeutender und genialer hält als den Romancier. In diesem Zusammenhang bedauert er Amerys Leiden an seinem Misserfolg als "literarischer Autor". Er sieht nämlich als erwiesen an, dass Amerys Selbstmord nicht nur Spätfolge seiner KZ-Erfahrung, sondern auch seiner Nichtbeachtung als Romancier war. Dass Amery meinte, einen erfolgreichen Roman schreiben zu müssen, um ein "großer Schriftsteller" zu sein, betrachtet Haas als ein "fatales Missverständnis", denn das war seines Erachtens längst mit seinen anderen Werken geschehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"... ein wichtiges und beeindruckendes Buch. ..." Franz Haas (Neue Zürcher Zeitung, 05.06.2007) "... eine ebenso aufregende wie lohnende Lektüre ..." Hans-Peter Kunisch (Literaturen, 06/2007) "... Amérys lebenslanges Ressentiment, das sich in seiner Unversöhnlichkeit gegenüber Deutschland äußerte, bekommt durch die Lektüre dieses ganz erstaunlichen Erstlings einen noch viel bittereren Beigeschmack. Seine literarischen Versprechungen liegen auf der Hand und konnten nicht eingelöst werden. Tatsächlich, man müsste diesen Roman auch lesen, wenn er nicht von Jean Améry geschrieben worden wäre." Jürgen Altwegg (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.3.2007) ""Die Schiffbrüchigen sind mehr als nur ein (auto-)biographisches Mosaikstück und mehr als ein Zeitdokument. Der Roman zielt auf eine philosophisch verdichtete Gesamtschau intellektueller Lagen, die auch heute ihre Gültigkeit nicht verloren hat." Ulrike Baureithel (Der Tagesspiegel, 11.3.07) "... Alles hätte anders kommen können. Diese tragischen Ahnung vermittelt die Lektüre dieses ergreifenden Romans." Volker Weidermann (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.02.2007) "... "Die Schiffbrüchigen" ist ein Künstler-, Liebes- und Zeitroman, das geniale und subversive Werk eines 23-Jährigen. Voller literarischer Bezüge und geschickt gestaltet, gibt es in einer zeitgebundenen, sehr poetischen Sprache, eine "innere" Sicht des äußeren Verfalls. Das Buch ist ein schauriges Menetekel. ..." (Neues Deutschland, 18.06.2007) "... Wer mit Jean Amérys bisherigem Werk nicht vertraut war und "Die Schiffbrüchigen" vielleicht eher ratlos zur Seite legt, wird dennoch nicht umhin können, die unerhörte Kraftanstrengung zu bewundern, mit der hier Beobachtungen artikuliert und Sätze gemeißelt werden. Doch auch wer meinte, Améry einigermaßen zu kennen, wird vermutlich wie unter Magnetwirkung noch einmal zu den vermeintlich ausgelesenen Essays zurückkehren. Was ist das nur für ein Autor, bei dem bereits als junger Mann alles "da" war - vor dem Exil, vor der Gestapo, vor der Folter? ..." Marko Martin (Kommune, 06/2007) "... In solchen dramatischen Passagen gelingen Améry bereits in diesem Frühwerk literarisch außerordentlich reife Temperamentsausbrüche. Er ergreift mit dem heiligen Zorn eines nicht von Mitleid, sondern von Anklage geprägten Bewusstseins Partei, er schreibt mitreißend, nicht agitierend, er findet einen leidenschaftlichen Ton für seine hellsichtige Analyse. ... Welch Glücksfall, dass der spätere Ruhm des großen Jean Améry jeden Eingriff in das Manuskript fast dreißig Jahre nach seinem Tode selbstverständlich verbietet. So lesen wir die - jawohl: die "unreifen" - Gedanken eines genialen jungen Autors, den Exil, Widerstand und Verfolgung zu einem etwas anderen Schreiben genötigt haben, als es sich in "Die Schiffbrüchigen" andeutet." Harald Loch (General-Anzeiger, 12.05.2007) "Es ist die Hellsicht dieses Buches, die einen beim Lesen immer wieder innehalten lässt. ... Grenzsituationen des Daseins, Menschen in ihrem Scheitern haben Améry, der sich 1978 das Leben nahm, interessiert; Eugen Althager steht für Anfang und das Ende: Sogar die freie Wahl des Todes klingt in "Die Schiffbrüchigen" als Ausweg an." (Stuttgarter Nachrichten, 11. April 2007) "... Doch "Die Schiffbrüchigen" ist mehr als ein zeitgeschichtliches Dokument: eine beklemmende und radikale Künstler- und Lebensgeschichte." (Hannoversche Allgemeine Zeitung, 03.04.2007) "Vor 70 Jahren geschrieben, nun endlich zu lesen: Jean Amérys faszinierender, beklemmender Erstling: "Die Schiffbrüchigen". ... Der Roman, mit dem der als Essayist berühmt Gewordene literarisch begonnen hatte und von dem er niemals loskam, erscheint endlich als Buch. ... ein erstaunlicher, ein passagenweise mitreißender Roman, verblüffend schon dadurch, dass in ihm der ganze Améry enthalten ist; dass sich in ihm sogar jene Themen, die er später aus der Erfahrung von Haft und Folter fasste, auf geradezu rätselhafte Weise bereits im Voraus gestaltet finden; dass er den Grundkonflikten, die Améry 30 Jahre später essayistisch durchdringen wird, schon mit analytischer Schärfe wie gestalterischem Geschick auf den Grund geht. ..." Karl-Markus Gauß (Die Presse, 17.3.2007) "Jean Amérys Debüt "Die Schiffbrüchigen" hält sich nicht an die Regeln der Kunst und überzeugt dennoch. ... Der große Zeitdiagnostiker erweist sich bereits hier als sprachlich ausgereift. ..." Marko Martin (Rheinischer Merkur, 1.03.2007)
