Ismail Kadare, der »Homer Albaniens«, vermischt Mythos und Geschichte. Hintergründig lakonisch und raffiniert.
Ein kleiner Beamter, der noch nie eine unverschleierte Frau gesehen hat, soll auf Befehl des Sultans eine halbe Million Schleier in die unterworfenen Provinzen auf dem Balkan bringen. Die Schönheit der Frauen, die ihre Gesichter nicht verstecken, erschüttert sein Weltbild, und ein gefährlicher Kummer schleicht sich in sein Herz. In drei außerordentlichen Erzählungen wird die grausame Logik totalitärer Macht offenbar, die bis in die kleinsten Winkel des osmanischen Reiches hineinwirkt, ob sie nun die seelischen Regungen des Einzelnen ausspäht, oder gleich die gesamte Elite eines rebellischen Satellitenstaates auslöscht.
Ein kleiner Beamter, der noch nie eine unverschleierte Frau gesehen hat, soll auf Befehl des Sultans eine halbe Million Schleier in die unterworfenen Provinzen auf dem Balkan bringen. Die Schönheit der Frauen, die ihre Gesichter nicht verstecken, erschüttert sein Weltbild, und ein gefährlicher Kummer schleicht sich in sein Herz. In drei außerordentlichen Erzählungen wird die grausame Logik totalitärer Macht offenbar, die bis in die kleinsten Winkel des osmanischen Reiches hineinwirkt, ob sie nun die seelischen Regungen des Einzelnen ausspäht, oder gleich die gesamte Elite eines rebellischen Satellitenstaates auslöscht.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wie sich in den Geschichten Ismail Kadares Schrecken und Heiterkeit, Mythen und Wunder und Historie kreuzen, haut den Rezensenten Wolfgang Schneider um. Zudem, findet er, hat zumindest eine der in diesem Band versammelten Erzählungen aktuelle Bezüge zur Kopftuchdebatte. Es geht um einen Karawanenführer, der mit Schleiern als Fracht unterwegs ist und das Christentum kennenlernt. Für seine daraus resultierenden Zweifel soll er vom Sultan bestraft werden. Vor allem Kadares einfacher Märchenton hat es Schneider angetan. Eine Nüchternheit, die er keineswegs zynisch findet. In Verbindung mit der psychologischen Feinarbeit des Autors sorgt sie beim Rezensenten für Einblicke in zweihundert Jahre albanischer Geschichte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Er zeichnet seine Figuren einfühlsam, zu Realität mischt sich märchenhaft orientalische Erzähllust. St. Galler Tagblatt 20150625







