"Ich wollte eine Heranwachsende beschreiben, die einem Wahn erliegt", sagt die gebürtige Schweizerin Fleur Jaeggy über ihren Roman. Sie führt den Leser in ein Mädchenpensionat der sechziger Jahre, das "Bausler" im schweizerischen Appenzell, einen Ort, paradiesisch oder infernalisch, denn hier werden Mädchen diszipliniert, "bis die Disziplin selbst zur Lust wird".
"Mit seiner hypnotischen Intensität ein fesselndes Buch, eines, von dem man verfolgt wird: machtvoll, kaum mehr abzuschütteln." (New York Review of Books)
Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension
Rezensentin Annabele Hirsch wirkt sehr fasziniert von Fleur Jaeggys literarischem Werk, das der Suhrkamp Verlag aktuell Stück für Stück neu auflegt, endlich auf Deutsch, jubelt Hirsch. Aber auch im italienischen Original, in dieser "so unkühlen Sprache", entfaltet sich die Hauptqualität von Jaeggys Schreiben, die Hirsch staunend beschreibt: als eine sich ausbreitende "Kälte", die den Lesenden einerseits die Leblosigkeit der Figuren betrauern lässt, die aber andererseits Bewunderung für eine kalte Perfektion auslöst und zum Weiterlesen animiert. So treten in Jaeggys Erzählungen und Romanen - erschienen sind bisher der Roman "Die seligen Jahre der Züchtigung" und die beiden Erzählbände "Ich bin der Bruder von XX" und "Die Angst vor dem Himmel" - meistens Figuren auf, die sich ins große Nichts des Todes wünschen, jeden "Keim" des Lebens in sich erstickt haben oder sich nicht aus einer emotionalen Starre befreien können, gibt Hirsch wieder. Besonders gelungen, wenn auch verstörend, findet sie die Geschichte "Der Vogelkäfig", in dem ein Mann seine Frau zur Selbsterniedrigung vor dem Kostüm seiner verstorbenen Mutter zwingt. Wie Jaeggy "bis zur Perfektion" an diesem zwiespältigen Ideal von "Askese und Disziplin" schriftstellerisch arbeite, ist für die Kritikerin enorm eindrücklich. Sie findet hier weniger den von Reich-Ranicki behaupteten "Charme" als ein unerbittlich unterdrücktes Feuer unter einer Eisschicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»[Jaeggy] ist eine Virtuosin des Entsetzlichen ... [Ihre] Geschichten bannen die grausame Absurdität des Schicksals mit absoluter Offenheit und einer großen Sympathie für alle, die von ihr betroffen sind.« Pascal Moser Süddeutsche Zeitung 20240725
