Die Oktoberrevolution 1917 in Russland prägte nicht nur die Geschichte Europas, sondern veränderte die ganze Welt. Das erste Jahr der Herrschaft der Bolschewiki ist Gegenstand der umfangreichen Untersuchung des amerikanischen Historikers Alexander Rabinowitch. Der Mehring Verlag veröffentlicht im März 2010 das Buch 'Die Sowjetmacht. Das erste Jahr', das nach zwanzigjähriger Forschungsarbeit entstanden ist. Seit 1991 war es Rabinowitch möglich, in den Archiven der Regierung und Kommunistischen Partei in Moskau und danach in Leningrad zu arbeiten. 1993 erhielt er sogar Zugang zu den ehemaligen KGB-Archiven. Detailreich folgt das Buch den Auseinandersetzungen innerhalb der bolschewistischen Partei, schildert Rabinowitch Persönlichkeiten der revolutionären Bewegung, zeigt er die bedrohlichen Hindernisse, die sich dem jungen Regime entgegenstellen. Gestützt auf sein Studium der Archive lehnt Rabinowitch die Darstellungen der Russischen Revolution ab, die viele Jahrzehnte die Geschichtswissenschaft und die öffentliche Diskussion dominiert haben: Erstens die Schule der stalinistischen Fälschung, die nicht nur in der ehemaligen Sowjetunion verbreitet war, und zweitens die Tendenz, die die Oktoberrevolution als Putsch einer Partei ansah, die über keine Unterstützung in den Massen verfügte und daher mit Terror regierte.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Durchwachsen scheint Rezensent Ulrich M. Schmid dieses Buch über das erste Herrschaftsjahr der Bolschewiki, das Alexander Rabinowitch, Emeritus für russische Geschichte an der Indiana University, vorgelegt hat. Er bescheinigt dem Autor in dem präzise recherchierten Werk den Verlauf dieses ersten Jahres akribisch nachzuzeichnen. Zudem findet er darin kaum bekanntes Quellenmaterial sowie seltene Fotos. Allerdings betrachtet er Rabinowitch' Geschichtserzählung durchaus mit Skepsis. Manches findet er zu plakativ. Insbesondere die Darstellung Lenins hält er für "viel zu positiv". Zudem hält er dem Autor vor, nicht zwischen Ideologie und Strategie bei den Bolschewiki zu unterscheiden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Bolschewiki an der Macht - Professor Alexander Rabinowitchs bedeutende Studie über das erste Jahr der Sowjetmacht Frederick Choate, David North Zum 90. Jahrestag der Oktoberrevolution erschien The Bolsheviks in Power von Alexander Rabinowitch, einem emeritierten Professor der Universität von Indiana. Es ist ein Werk von großer geschichtswissenschaftlicher Bedeutung, das auf Jahre hinaus Maßstäbe für die Erforschung der sozialen und politischen Folgen setzt, die sich aus dem Sturz der bürgerlichen Provisorischen Regierung und der Errichtung des bolschewistischen Regimes ergaben. Im Gegensatz zu so vielen anderen, die sich mit der Geschichte der Sowjetunion befassen und sich an das von intellektueller Unredlichkeit und Zynismus geprägte vorherrschende Klima anpassen, hat sich Professor Rabinowitch seine Integrität als Wissenschaftler bewahrt. Er legt einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des ersten Jahres vor, in dem die Bolschewiki in Petrograd, der Wiege der Revolution, die Macht in Händen hielten. Das heißt nicht, dass sein Buch keine ernsten Mängel aufweist. Es fällt auf, dass ein theoretisch begründetes Verständnis der Ereignisse fehlt, das Professor Rabinowitch befähigt hätte, die gewaltige Menge an faktischen Details, die er ausbreitet, zu einem geschlossenen Ganzen zu verarbeiten. Damit ist nicht gemeint, dass Tatsachenschilderungen in ein vorgefasstes ideologisches Schema gepresst werden sollten. Vielmehr geht es darum, den historischen Zusammenhang aufzudecken und zu klären, der den Rahmen für politische Entscheidungen und Handlungen bildete. Wo dieser Zusammenhang ungenügend herausgearbeitet ist, kommt es bisweilen zu einer einseitigen Einschätzung der besprochenen Ereignisse. Obwohl Professor Rabinowitch seinen wissenschaftlichen Zielen treu bleibt, verfängt er sich zuweilen doch in den Fallstricken einer übertrieben empirischen Herangehensweise ... wsws, 27.11.2007