Dokumentarfilme aus Ländern des 'RealenSozialismus' wurden im 'Westen' wohl auch deshalb so wenig beachtet, weil man sie von vornherein als Auftragsfilme offiziöser Wirklichkeitssicht und Propagandahielt. Doch neben den angepaßten 'Wegen zur Lüge' sind hier auch zahlreiche, mit List und Erfindungsreichtum eingeschlagene 'Wege zur Wahrheit' zu entdecken. Mit ästhetischem Eigensinn und gesellschaftspolitischen Widerspruchsgeist verstanden es polnische, ungarische, jugoslawische, tschechische und slowakische, aber auch bulgarische und sowjetische Dokumenatristen immer wieder, sich dem verordneten Auftrag zu entziehen und das offiziell vorgegebene Modell umzufunktionieren.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eines der typischen Missverständnisse zwischen westeuropäischen Filmkritikern und osteuropäischen Filmemachern drehe sich, schreibt Hans-Jörg Rother, um den Begriff "subversiv". Er erinnert sich, wie bei einem Symposium in Stuttgart vor vier Jahren Aleksandr Sokurov die Anwesenden mit der Behauptung brüskierte, weder habe er je vom kommunistischen Regime Steine in den Weg gelegt bekommen, noch habe er so etwas wie Dokumentarfilme gedreht. Nachzulesen sind diese Äußerungen in einem Sammelband, der die Referate und Diskussionsbeiträge jener Tagung in überarbeiteter Form festhält. Rother referiert verschiedene Er- und Bekundungen osteuropäischer Filmemacher und -historiker zum "Tabuthema" Wirklichkeit, dem viele Filmemacher auf eher lyrische Weise ausgewichen sind. Ihnen kam es auf eine andere Realitätsbeschreibung, ein anderes Menschenbild an. Rother kommt dann auf die Einführung des Veranstalters Hans-Joachim Schlegel zu sprechen, der die eher "einschränkende Sichtweise" der sowjetischen Avantgarde übernommen habe: der Dokumentarfilm als Motor gesellschaftlicher Bewegung. Eine Sichtweise, der die Tagungsteilnehmer laut Rother auf höchst lebendige und vielfältige Weise widersprochen haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Die erste umfassende filmhistorische und kulturpolitische Publikation zur Situation des Dokumentarfilms in Ost- und Mitteleuropa." Medienwissenschaft "Eine Entdeckung." Moving Pictures "Insgesamt ein unverzichtbares Kompendium des mittel- und osteuropäischen Dokumentarfilms." Filmdienst "In einem beeindruckenden Materialreichtum und mit Liebe zum Detail werden die verschiedenen Aspekte und Arten subversiver Filmarbeit beleuchtet." Der Schnitt "Ein sorgfältig dokumentiertes Buch mit einer Fülle an Informationen und Reflexionen." epd Film
