Die Geschichte eines unverarbeiteten Todes, wortlos gemacht von der eigenen Familie und dann eine Freundin, die 'hilft'
Es sind die 1970er Jahre, Vater, Mutter, zwei gesunde Kinder, ein Sohn und eine jüngere Tochter, eine Vorzeigefamilie, die alle Klischees der damaligen Zeit erfüllt. Sonja, von
ihrem bewunderten Bruder Uli nach einer nächtlichen Mutprobe nach dem Durchwaten der Isar zu Moon…mehrDie Geschichte eines unverarbeiteten Todes, wortlos gemacht von der eigenen Familie und dann eine Freundin, die 'hilft'
Es sind die 1970er Jahre, Vater, Mutter, zwei gesunde Kinder, ein Sohn und eine jüngere Tochter, eine Vorzeigefamilie, die alle Klischees der damaligen Zeit erfüllt. Sonja, von ihrem bewunderten Bruder Uli nach einer nächtlichen Mutprobe nach dem Durchwaten der Isar zu Moon umbenannt, sie ist diese Geschichte. Sie beschreibt ihr Leben, der ultimative Einschnitt, als ihr Bruder als 11-jähriger ertrinkt. Es soll ein Badeunfall gewesen sein. Die Familie trotzt dem Unfassbaren mit einem Neufang, der Umzug aufs Dorf. Doch was wir als Leser dann an Moons Seite erleben, ist das pure Davonlaufen, vor allem, was geschah. Zweigen, gar Verleugnung, die Familie, sie zerbricht an ihrer Wortlosigkeit. Die Mutter beginnt zu trinken, der Vater stürzt sich in die Arbeit und sein Weg führt zu anderen Frauen. Und Moon, sie bleibt zurück. Da ist niemand, der ihre stummen Schreie hören will, bis auf die Nachbarstochter, die sie fast schon rettet, ihr zuhört, zu einer wirklichen Freundin wird. Moon fängt sich, scheinbar, erst einmal, doch dann kommen die Erinnerungen wieder. Flashbacks, Szenen, die sie sich nicht erklären kann, was konstruiert ihr Hirn da, aus der Not heraus.
Diese Geschichte, deren Schreibstil, er ist sehr authentisch und präsent, um das alles kundzutun. Ob real oder dem Inneren dieses leidenden Mädchens entstanden, viel Schwere, Traurigkeit, Verzweiflung, Not liegt darin und das Konkrete, das, was wirklich als tatsächlich geschehen zu benennen ist, kommt ein wenig abhanden. Das ermöglicht zwar eigene Gedanken, aber dieses Unwägbare geht schon sehr weit. Manchmal erscheint es einem zu viel, denn man sehnt sich, sucht für Moon nach Lösungen, die wirklich sind.
Ein Buch, unerwartet und besonders in seinem Leseerlebnis, zum Durchatmen gibt es nicht viel, aber die Schwere auszuhalten, es lohnt sich und es begleitet einen noch lange danach.