Kurz bevor er Selbstmord beging, verwandelte Jorge Barón Biza die Katastrophe im Zentrum seines Lebens in ein literarisches Meisterwerk. In Die Wüste und ihr Samen beschwört er einen radikalen Formverlust, findet einen einzigartigen Ausdruck, eine Sprache zwischen Ruin und Sehnsucht. Dieser Roman führt in eine Sphäre, in der Linien, Konturen, Grenzen keinen Halt mehr geben und vom Menschsein nichts bleibt als ein Schwindel.
Beim Unterschreiben der Scheidungspapiere schüttet der Vater der Mutter Säure ins Gesicht. Der gemeinsame Sohn ist anwesend, es ist der Sommer 1964, Argentinien steht politisch kurz vor dem Kollaps, und er beginnt zu erzählen. Von den hilflosen Versuchen der ersten Minuten, den Schaden zu begrenzen, von der seltsamen Erleichterung, als er erfährt, dass sich der Vater eine Kugel in den Kopf geschossen hat, von der Reise an der Seite der Mutter nach Mailand zu einem Spezialisten, von seiner ganz persönlichen Höllenfahrt durch Bars und Bordelle. Und eben immer, immer, immer wieder vom Gesicht der Mutter, dieser sonderbaren Masse Fleisch, die auseinander, ineinander, übereinander läuft und in den sonderbarsten Farben leuchtet.
Beim Unterschreiben der Scheidungspapiere schüttet der Vater der Mutter Säure ins Gesicht. Der gemeinsame Sohn ist anwesend, es ist der Sommer 1964, Argentinien steht politisch kurz vor dem Kollaps, und er beginnt zu erzählen. Von den hilflosen Versuchen der ersten Minuten, den Schaden zu begrenzen, von der seltsamen Erleichterung, als er erfährt, dass sich der Vater eine Kugel in den Kopf geschossen hat, von der Reise an der Seite der Mutter nach Mailand zu einem Spezialisten, von seiner ganz persönlichen Höllenfahrt durch Bars und Bordelle. Und eben immer, immer, immer wieder vom Gesicht der Mutter, dieser sonderbaren Masse Fleisch, die auseinander, ineinander, übereinander läuft und in den sonderbarsten Farben leuchtet.
»So zutiefst traurig dieses Buch sein mag, es ist dennoch ein beeindruckendes, sprachlich hoch konzentriertes Werk.« Enno Stahl Deutschlandfunk 20250909
Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension
Rezensent Hernán D. Caro nimmt sich zwei lateinamerikanische Romane vor, die nun erstmals auf Deutsch erscheinen und sich beide mit menschlichen Schrecken auseinandersetzen: Jorge Barón Bizas einziger Roman erzählt von einem Säureangriff, den der Vater des Protagonisten auf die Mutter verübt. Der Sohn begleitet seine Mutter über zwei Jahre im Krankenhaus bei der Wiederherstellung ihres Gesichts, eine groteske, brutale, albtraumhafte Zeit, in der er immer wieder in den Alkoholismus abrutscht, erfahren wir. Eine tragische, katastrophale Geschichte, die Bizas echtem Leben nachempfunden ist, wo es noch viel weniger ein Happy End gibt, so Caro. Beide Romane, so schließt er, erfordern die Kühnheit, dem menschlichen Abgrund in die Augen zu schauen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Biza hinterlässt einen Roman, der eine vollendete Verständnislosigkeit über das Gefüge der Welt in ein elegantes, großes Kunstwerk sublimiert.« Süddeutsche Zeitung Online 20251208







