Im Jahre 1876 verpasste der kanadische Ingenieur Sandford Fleming auf einem Bahnhof in Irland seinen Zug. Dieses Missgeschick war für Fleming der Anlass, nach einem Konzept zu suchen, mit dem man die bestehenden regionalen Zeitunterschiede innerhalb der verschiedenen Länder systematisch festlegen konnte. Er teilte die Welt, gemäß der Uhr, in 24 Zeitzonen ein. Fleming schuf damit ein grundlegendes System, ohne das unser Zeitalter der Globalisierung nicht denkbar wäre. Selbst an viktorianischen Maßstäben gemessen, war Sir Sandford Fleming (1827 - 1915) ein Mann von außerordentlichen Qualitäten; unter anderem war er verantwortlich für die Verlegung des Pazifikkabels von London bis Australien. Sein Lebenswerk allerdings war die Erfindung der Weltzeit und der Kampf für ihre Einführung. Neben der faszinierenden Biografie Flemings, die auf dessen Tagebüchern, Briefen und Notizen basiert, zeichnet Clark Blaise das Bild einer Epoche, in der der technische Fortschritt und die Entwicklung der Na turwissenschaften im Eilschritt vonstatten gingen und jeder Gentleman sich als Pionier der neuen Wissenschaften verstand.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Da wurde im 19. Jahrhundert dem Chaos der von Stadt zu Stadt verschiedenen Zeit mit der Weltzeit ein Ende bereitet und ihr Erfinder ist vergessen! Höchste Zeit, dass Clark Blaise Leben und Leistung von Sir Sandford Fleming wieder in Erinnerung ruft. Er tut das "thematisch breit angelegt", die Zeit dient ihm, so der Rezensent Milos Vec, als Folie für Reflexionen über die Grundlage der Moderne. Dann aber geht`s ins Detail, zur Meridiane Conference von 1884, und da wird Blaise, so Vec, "übertrieben naiv-nostalgisch, als wär`s eine Drehbuchvorlage zur Filmklamotte "Die tollkühnen Männer in ihren rasenden Zeitzonen." Auf der Strecke bleibt im Buch die kulturelle Zeit: Weltzeit hin oder her, in Brasilien geht man mit ihr anders um als in Japan und in Deutschland, resümiert Vec, der sich dabei auf Robert Levins "originelle Studie" "Eine Landkarte der Zeit" von 1999 beruft. Die habe Blaise in ihrer Tragweite nicht "ganz begriffen".
© Perlentaucher Medien GmbH"
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