Die Rechtsgeschichte durchläuft eine schwierige Zeit. In der Wissenschaft vom geltenden Recht schwindet zunehmend die Erkenntnis, dass Recht etwas historisch Entstandenes ist. Rechtshistorische Lehrstühle sind zunehmend von Streichungen bedroht. Dieser Band will einen Einblick in die aktuelle Forschung zur Rechtsgeschichte geben und zugleich einen Beitrag zu ihrem Selbstverständnis leisten. Unter dem Konzept einer "integralen Rechtsgeschichte" sind sowohl Historiker als auch Juristen und Rechtshistoriker beteiligt. Aus dem Inhalt: Pio Caroni: Blicke über den Gartenzaun. Von der Beziehung der Rechtsgeschichte zu ihren historischen Nachbarwissenschaften Christof Dipper: Geschichtswissenschaft und Rechtsgeschichte Martina Henze: Gesetzgebung und Einzelhaft im 19. Jahrhundert. Die ersten Gesetze zum Strafvollzug in Baden und Bayern Claudia Schöler: Kodifikationsgedanke und deutsche Rechtseinheit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Louis Pahlow: Monopole oder freier Wettbewerb? Zur Bedeutung des "Licenzzwangs" für ein einheitliches Patentrecht im Deutschland des 19. Jahrhunderts
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Gerd Roellecke bescheinigt den acht Einzelstudien des Bandes, dass sie "solide" gearbeitet seien und die komplexen Sachprobleme "verständlich vereinfacht" hätten. Nicht einverstanden zeigt sich Roellecke mit den vier geschichtstheoretischen Arbeiten. Michael Wagner-Kern betreibt aus Sicht des Rezensenten den "hermeneutischen Overkill", wenn er die Haltung vertrete, "NS-Gesetze und andere Rechtsquellen des NS-Staates seien unter Berücksichtigung der NS-Ideologie und -Praxis auszulegen". Ein weiteres Problem des Bandes sieht Roellecke in theoretischen Vorgaben der Grundsatzaufsätze zur Geschichtstheorie, wenn diese in den Einzelstudien nicht berücksichtigt würden. Dort werde häufig der "verfassungshistorische und gesellschaftskulturelle Hintergrund" ausgeblendet, der zuvor, theoretisch, eingefordert wurde. Dies, so der Rezensent, sei nicht den Einzelstudien vorzuwerfen, vielmehr denjenigen, die den "theoretischen Anspruch" des Bandes formuliert haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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