Von der Königin der Nacht bis Lulu
Raffiniert und originell sprengt die Oper jedes Genderkorsett. Wie keinem anderen Genre außer der Mode ist es der Oper gegeben, Geschlechtsrollen zu ent-naturalisieren, kunstvoll als Rollen und nicht als Natur aufscheinen zu lassen. Ebenso pansexuell wie nicht binär, ist in der Oper alles im Fluss. Sie ist ein hochpolitisches, subversivses Genre, das die angeblich »natürlichste« aller Oppositionen zersetzt: die von Männern und Frauen.
Gerade jetzt, wo »Gender-fluidity«, »Pansexualität« und »non-binary« in aller Munde sind, ist die Oper angesagt wie lange nicht. Der Kult, der in der Oper gefeiert wird, ist ganz sicher nicht der Triumph einer patriarchalen Gesellschaft im Frauenopfer. Beherrscht wird die Bühne von souveränen Frauen, die große Liebende sind. Mit dieser Liebeskraft, der stärksten aller Kräfte, stellen sie alles in den Schatten. Durch die Stimme der Diva, in der die Liebe triumphiert, wird der patriarchale Männerbund übertönt. Weder mit dem Triumph des Männlichen, noch dem des Patriarchalischen sieht es auf der Opernbühne wirklich gut aus; fast kann man sagen, dass Männlichkeit in der Oper ein Schimpfwort ist. Travestie und Transvestie hebeln männliche Herrschaftsansprüche im Zeichen des Weiblichen und geschlechtlich Unbestimmten aus. Eine überraschend aktuelle, andere Geschichte der Moderne.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Raffiniert und originell sprengt die Oper jedes Genderkorsett. Wie keinem anderen Genre außer der Mode ist es der Oper gegeben, Geschlechtsrollen zu ent-naturalisieren, kunstvoll als Rollen und nicht als Natur aufscheinen zu lassen. Ebenso pansexuell wie nicht binär, ist in der Oper alles im Fluss. Sie ist ein hochpolitisches, subversivses Genre, das die angeblich »natürlichste« aller Oppositionen zersetzt: die von Männern und Frauen.
Gerade jetzt, wo »Gender-fluidity«, »Pansexualität« und »non-binary« in aller Munde sind, ist die Oper angesagt wie lange nicht. Der Kult, der in der Oper gefeiert wird, ist ganz sicher nicht der Triumph einer patriarchalen Gesellschaft im Frauenopfer. Beherrscht wird die Bühne von souveränen Frauen, die große Liebende sind. Mit dieser Liebeskraft, der stärksten aller Kräfte, stellen sie alles in den Schatten. Durch die Stimme der Diva, in der die Liebe triumphiert, wird der patriarchale Männerbund übertönt. Weder mit dem Triumph des Männlichen, noch dem des Patriarchalischen sieht es auf der Opernbühne wirklich gut aus; fast kann man sagen, dass Männlichkeit in der Oper ein Schimpfwort ist. Travestie und Transvestie hebeln männliche Herrschaftsansprüche im Zeichen des Weiblichen und geschlechtlich Unbestimmten aus. Eine überraschend aktuelle, andere Geschichte der Moderne.
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»Sie [Barbara Vinken] liest die Texte frech und genau, bohrt sich feministisch in ihnen fest, fördert Wunderliches und Verwunderndes begeisternd zutreffend zu Tage. Wer die hagiographisch harmlose Stillhalteprosa in Opernführern und Programmheften kennt und darunter leidet, wird bei diesem intellektuell brillanten, wohltuend mit Bildung gespickten und furios inspirierten Buch vor Begeisterung jubeln.« Reinhard Brembeck, Süddeutsche Zeitung, 17. April 2023 Reinhard Brembeck Süddeutsche Zeitung 20230417
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Gerne lässt sich Rezensentin Brigitte Werneburg von Barbara Vinken auf einen Streifzug durch das subversive, Geschlechtergrenzen sprengende Potenzial von Opern mitnehmen: Trotz anfänglicher Skepsis kann die Autorin sie davon überzeugen, dass es gerade die so oft als konservativ verschriene Oper ist, die das Spiel mit Geschlechterrollen erlaubt. Anhand von Beispielen von Mozart bis Strauss zeigt sie ihr zudem, wie sehr es Männlichkeitsbilder schaffen, sich auf der Bühne lächerlich zu machen - umso mehr in einem modernen Regietheater, deren Besuch Vinken unbedingt empfiehlt. Da könne man sich selbst ein Bild davon machen, ob Frauenopfer auf der Bühne nicht weniger mit patriarchalen Machtfantasien und mehr mit "heroischem Erlösungswillen" zu tun haben, eine These, bei der sich die Kritikerin noch nicht ganz so sicher ist, der sie bei weiterem, auch von Vinken angeregten Opern-Hör- und Sehgenuss aber gerne auf den Grund gehen möchte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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