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Henner Löfflers Doderer-ABC führt den Leser mit 100 Stichworten von "Ab ovo" bis "Zihalismus" durch Heimito von Doderers Werke. Es enthält neben kuriosen Stichworten ein komplettes kommentiertes Personenverzeichnis sowie eine innere Chronologie der Hauptwerke und stellt die vielfältigen Zusammenhänge im Gesamtwerk heraus. Damit hilft es dem Leser, diesen umfassenden Kosmos besser zu verstehen und ein größeres Vergnügen an einem Werk zu haben, das sich nicht nur durch brilliante Sprache sondern auch durch ungeheure Komik und deftige Erotik auszeichnet.

Produktbeschreibung
Henner Löfflers Doderer-ABC führt den Leser mit 100 Stichworten von "Ab ovo" bis "Zihalismus" durch Heimito von Doderers Werke. Es enthält neben kuriosen Stichworten ein komplettes kommentiertes Personenverzeichnis sowie eine innere Chronologie der Hauptwerke und stellt die vielfältigen Zusammenhänge im Gesamtwerk heraus. Damit hilft es dem Leser, diesen umfassenden Kosmos besser zu verstehen und ein größeres Vergnügen an einem Werk zu haben, das sich nicht nur durch brilliante Sprache sondern auch durch ungeheure Komik und deftige Erotik auszeichnet.
Autorenporträt
Dr. phil. Henner Löffler, geboren 1943 in Dresden, beschäftigt sich seit seinem achten Lebensjahr intensiv mit den Ducks. Er war Unternehmer und lebt lesend, schreibend und übersetzend in Köln, Lake Tarawera und Toronto.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.2000

Nichts Höheres als ein Leser
Alles fatal fatologisch: Ein Lexikon beziffert Heimito von Doderer

Das Werk des österreichischen Schriftstellers Heimito von Doderer (1896 bis 1966) ist ein mehrtausendseitiger Kosmos, der mit seinen schwarzen Löchern schon manche Leserfahrt zur Zeilenodyssee gemacht hat. Alles hängt mit allem zusammen in diesem "fatologischen Gewebe": Auf der Wiener Ringstraße streifen unbekannte Passanten einander, die sich hunderte Seiten später zu Lebensbünden paaren; biografische Paralleluniversen kreiseln so lange getrennt, bis der Tischtennis-Tee sie verschmilzt; Zwischenkriegszeiten nehmen ihren gleichmütigen Geschichtslauf, ohne sich von Hausmeisterschicksalen verwirren zu lassen. Die Welt ist auf das Herrlichste verworren, und der fadenziehende Autor unternimmt alle nur bedenklichen Anstrengungen, um den Einblick in seine strenge Konstruktion zu vereiteln.

Auf diese Melange von Genauigkeit und Irrsinn ist nur mit einem Doderer-Lexikon zu antworten. Henner Löffler hat die Mühe lustvoll auf sich genommen, dieses Prosagebirge auf der Suche nach Hohem und Niederem, Poetik und Bärten, Politik und Beutelstich zu durchwandern. Seine Landvermessung in hundert Stichworten entdeckt Kontinente, über die manches Auge bisher achtlos hinwegblickte: Ist es Zufall oder letzte Offenbarung, dass in den "Dämonen" 16-mal Whiskey, jedoch 18-mal Cognac getrunken wird? Was gibt uns der exakt durchgezählte Befund zu denken, dass in der Erzählung "Das letzte Abenteuer" 2,2 Farbnennungen je Seite aufscheinen, die "Strudlhofstiege" aber mit 0,49 Kolorierungen auskommen muss, darunter 151 Weiß-Varianten? Und welche Frühlingsgefühle setzt der Beweis frei, dass der Sommer in der Wiener Trilogie mehr Nennungen als alle anderen Jahreszeiten zusammen erfährt, nämlich 52 Prozent? Das sind Abgründe, in die noch kein Leserfuß gestiefelt ist. Und so staunt der Laie, wo der Fachmann zu bewundern ist.

Löfflers "Begreifbuch" darf sich auf solchen Seitenpfaden des gesunden Menschenverstands mit Recht tummeln, weil Doderer seriösere Stichwörter vereitelt hat. In Fellinis "La Dolce Vita" erkannte der Hochkulturbanause nur ein "blödes Pimperltheater", und auch an der zeitgenössischen Musik fiel ihm vor allem ihre Lautstärke auf. Wichtiger sind deshalb Doderers Zugriffe auf den Alltag, etwa die so genannte "Timurisation", worunter die radikale und schnelle Entleerung einer Wohnung "nach dem Prinzip der verbrannten Erde" zu verstehen ist. Hier konnte der Erzähler seiner vielfältig gestaffelten und erfindungsreich variierten Wut freien Lauf lassen, auch wenn sie ihn von der wirklichkeitsgenauen "Apperzeption" (siehe dort) abhielt: Bei Doderer wird mitunter heftig geprügelt, aber immer auf höchstem Sprachniveau.

Endlich wird auch das Geheimnis um die träge Masse der "Dicke-Damen-Doktrinär-Sexualität" gelüftet. Sie beginnt bei 72 weiblichen Kilogramm mit ihrer Reizausstrahlung und gipfelt hymnisch gefeiert im Monumentalstil der weit vorkragenden Bel Etage. Dicke Damen brauchen muntere Männer, und auch dazu ist Doderer manches eingefallen. 337 namentlich genannte Personen treten in den beiden verkletteten Hauptromanen "Die Dämonen" und "Die Strudlhofstiege" auf - und Löffler vergisst keine. Auch dass der Buchstabe G mit 37 Nennungen überproportional vertreten ist, ist dem Dicke-Zahlen-Doktrinär-Lexikographen ebenso eine Erwähnung wert wie die 500 Erwähnungen der Strudlhofstiege, auf denen mehr treppab als treppauf die Personen zur Erkenntnis schreiten. Wem Doderer etwas bedeutet, dem macht auch die dralle Zahl allein schon guten Sinn - alle anderen sind ohnehin für die Literatur verloren.

Löfflers vielseitig abseitiges Kompendium ist für jeden weiteren Aufenthalt im Dodererland unverzichtbar und so unumgänglich wie des Autors Erstaunen, dass Hausmeister das Gleiche essen wie Menschen. "Es gibt kaum etwas Höheres, als ein guter Leser zu sein", sprach der Autor. Wir aber wissen: Besser als ein lediglich guter Leser ist allemal der beste, etwa der Lexikograph.

THOMAS WIRTZ

Henner Löffler: "Doderer-ABC. Ein Lexikon für Heimitisten". Verlag C. H. Beck, München 2000. 478 S., geb., 68,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Wer sich mit zentralen Motiven und Konstanten in Doderers Werk auseinandersetzen und den unzähligen Verästelungen und Interdependenzen nachspüren will, der ist mit Henner Löfflers ›Begreifbuch von höheren und niedern Lebens-Sachen‹ bestens bedient. Denn mit dem schalen Geschmack eines trockenen Lexikons hat dieses erkenntnisreiche und unterhaltsame ABC nichts zu tun – was wohl ganz im Sinne Doderers ist." Peter Stuiber in der ›Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur‹

"Seine Landvermessung in hundert Stichworten entdeckt Kontinente, über die manches Auge bisher achtlos hinwegblickte ... Löfflers vielseitig abseitiges Kompendium ist für jeden weiteren Aufenthalt im Dodererland unverzichtbar." Thomas Wirtz in der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹

"Ein verdienstvolles Nachschlagewerk ... Es empfiehlt sich, parallel zur Lektüre des Lexikons wieder Doderers Romane und Tagebücher zur Hand zu nehmen." Berliner Zeitung

"Nun gibt es schon immer Abc-Bücher zu bedeutenden Autoren. Was aber Löfflers Lexikon von all den anderen unterscheidet: Doderer selbst ist ein Lexikalist gewesen, und so ist das ›Doderer-Abc‹ von Anfang an auch so etwas wie eine Parodie." Hermann Wallmann in der ›Süddeutschen Zeitung‹