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  • Buch mit Leinen-Einband

Als sie Doktor Josef zum ersten Mal gegenüberstand, war die kleine Czechna gerade mal zwölf Jahre alt. Und noch heute als Greisin betont sie, wie sehr der Lagerarzt von ihrer Schönheit fasziniert war: »Wissen Sie denn nicht, wen Sie vor sich haben?« entgegnet sie empört einem Verehrer im Altersheim, »vor Ihnen sitzt Miss Auschwitz.« Jetzt teilt Frau Czechna ihr Schicksal mit Herrn Henoch, Frau Benia und Herrn Leon, sie alle sind dreifach gefangen: im Heim, in ihren gebrechlichen Körpern und in ihren Lebensgeschichten. Im trostlosen Alltag der Seniorenresidenz werden ihre Erinnerungen an die…mehr

Produktbeschreibung
Als sie Doktor Josef zum ersten Mal gegenüberstand, war die kleine Czechna gerade mal zwölf Jahre alt. Und noch heute als Greisin betont sie, wie sehr der Lagerarzt von ihrer Schönheit fasziniert war: »Wissen Sie denn nicht, wen Sie vor sich haben?« entgegnet sie empört einem Verehrer im Altersheim, »vor Ihnen sitzt Miss Auschwitz.« Jetzt teilt Frau Czechna ihr Schicksal mit Herrn Henoch, Frau Benia und Herrn Leon, sie alle sind dreifach gefangen: im Heim, in ihren gebrechlichen Körpern und in ihren Lebensgeschichten. Im trostlosen Alltag der Seniorenresidenz werden ihre Erinnerungen an die Kindheit immer greifbarer. Schon einmal haben sie alles hinter sich gelassen, schon einmal waren sie als namenlose Kreaturen der Gnade Stärkerer ausgeliefert. Inzwischen ist es die Arroganz des Pflegepersonals, gegen die sich Frau Czechna und ihre Freunde zu behaupten haben. Sie kämpfen um ihre Würde, die ihnen an diesem Ort aufs Neue entzogen wird. Ob sarkastisch, larmoyant, übermütig oder eitel die Schönheit dieser Alten liegt in ihrem Eigensinn. Doktor Josefs Schönste ist ein bewegendes Buch über Alter und Erinnerung, Leben und Überleben, Mutterwitz und Menschenwürde.
Autorenporträt
Zyta Rudzka wurde 1964 geboren. Sie ist Psychotherapeutin und Autorin von Gedichten, Romanen und Drehbüchern

Esther Kinsky, geboren 1956, hat Slawistik und Anglistik in Bonn und Toronto studiert. Sie arbeitet als Übersetzerin aus dem Polnischen, Englischen und Russischen. Ihr übersetzerisches Oeuvre umfasst u. a. Werke von Ida Fink, Hanna Krall, Ryszard Krysnicki, Aleksander Wat, Joseph O'Connor und Jane Smiley. Esther Kinksy lebt in Berlin. 2009 erhielt sie den Paul-Celan-Preis und 2011 den Karl-Dedecius-Preis. Im Jahr 2015 wurde sie mit dem Kranichsteiner Literaturpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Verstörend, schockierend und faszinierend zugleich findet Rezensent Uwe Stolzmann dieses Buch der 1964 geborenen polnischen Schriftstellerin und Psychotherapeutin Zyta Rudzka über eine alte Frau, die als Kind in die Hände des KZ-Arztes Josef Mengele fiel und glaubt, auf Grund ihrer Schönheit überlebt zu haben. Und weil sie nach jedem von Mengeles furchtbaren Versuchen in die Kamera gelächelt habe. Schockierend ist das Buch für den Rezensenten, weil er darin "die Grenzen der Ethik" verschwimmen sieht. Rudzka gelinge es in ihrem Roman psychologisch glaubhaft, das Lager Auschwitz zum "Attribut einer Kindheit" umzudeuten, zum Sehnsuchtsort einer alten Frau in einem Altersheim, das von der Autorin mit seinem sadistischen Personal und dem zynischen, autoritären Chef wie das Spiegelbild eines KZs entworfen wurde und aus dem sich die Protagonistin zurück nach Auschwitz sehne. Es sei, so der Rezensent, ein Buch ohne Happy End, ein Buch auch, das seine Leser depressiv zurücklassen könne - wäre da nicht der seltsame Eigensinn seiner Protagonistin.

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