Nur elf Monate dauerte die vielleicht bedeutsamste Liebesgeschichte der jüngeren Zeit. Dora Diamant, die lange Zeit Unbekannte an Kafkas Seite, verfügte über eine seltene Weite des Geistes. Als Rebellin ihrer ostjüdisch-orthodoxen Umgebung - sie floh vor dem strengen Vater in die Verheissung des ¿aufgeklärten¿ Westens - behielt sie und kultivierte immer den tiefen humanitären Geschmack einer religiösen Musikalität: Das Gefühl einer unverbrüchlichen Verantwortung und das Bestreben zur Identität von Heiligem und Alltäglichem. Als Zeugin zugleich auch für dieses ¿Mandat¿ Kafkas aber auch im Eintreten für eine jiddische Kultur, die ihr als Quelle dieser tiefen humannen Integrität galt, geht Doras Leben und Bedeutung weit über die kurze Zeit des Zusammenlebens mit Kafka hinaus.'[Die] Grenzzone zwischen Tradition und Moderne betraten Franz Kafka und Dora Diamant gleichsam von entgegengesetzten Seiten, und fast zur selben Zeit. (...) Als er Dora Diamant kennenlernte, begriff er sofort, dass sie eine Art Koexistenz von östlicher und westlicher Lebensweise verkörperte, die auch er sich als Lösung durchaus vorstellen konnte, obgleich das weder in ihrem noch in seinem Lebensplan vorgesehen war: eine Komplizin also.' (Aus dem Vorwort von Reiner Stach)
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mitunter fühlt sich Oliver Pfohlmann in einem kitschigen Groschenroman beim Lesen von Kathi Diamants Biografie über Kafkas letzte Geliebte Dora Diamant. Allerdings weiß er, dass die Autorin streng nach den Quellen, also Doras teilweise im Band mitabgedruckten Aufzeichnungen, arbeitet, wenn sie das Verhältnis zu Kafka beschreibt. Die Empathie steht einem überzeugenden, lebendigen Porträt Diamants nicht im Weg, erklärt Pfohlmann milde. Über Kafka erfährt der Rezensent naturgemäß so einiges. Etwa über die Sinnenfreude des angeblich so scheuen Schriftstellers. Vor allem aber über Diamants nahezu religiöse Verehrung Kafkas.
© Perlentaucher Medien GmbH
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