Die an drei Flüssen gelegene Stadt Passau ist nicht nur der Schauplatz, sondern die eigentliche Protagonistin dieser Erzählung. Dem Leser öffnet sich die Stadt als ein Raum, der erfüllt ist von den Stimmen und Bildern der verschiedensten Jahrhunderte, inmitten derer der Held dieses Buches die Anfänge seiner eigenen Geschichte zu ergründen versucht. Getragen von der Vorstellung, dass selbst die Taten eines frühmittelalterlichen Missionars oder der Faltenwurf einer hölzernen Marienfigur mit seinem eigenen Leben in Zusammenhang stehen könnten, verknüpft der Erzähler im Durchwandern der Stadt Beobachtungen, Erinnerungen und geschichtliches Wissen zu einer komponierten, traumwandlerisch schönen Erzählung.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wiederverzauberung der Welt, so ließe sich nach Ansicht der Rezensentin Sandra Kerschbaumer das Projekt des Erzählers Klaus Böldl beschreiben. Er stehe damit etwa Peter Handke recht nahe, ohne doch insgesamt an dessen Qualitäten heranzureichen. Im Detail allerdings - so viel Lob muss sein - gelegentlich schon. Vor allem die Sprachkunst des Autors hat es Kerschbaumer angetan, eine Kunst, die sich gegenüber der Erzählung in den letzten Werken Böldls zunehmend verselbständigt. Die zusehends in Richtung Mystik tendierende Beschreibung der Welt sei an die Stelle von Handlung und Narration getreten. Wenngleich die Sympathie der Rezensentin nicht zu übersehen ist - auf die Gefahren dieses Verfahrens macht sie auch aufmerksam. Gelegentlich werde die Distanz zur Wirklichkeit von heute doch zu groß und auch zu bequem. Das Ergebnis ist dann ein Hang zur "rückwärtsgewandten Beschaulichkeit".
© Perlentaucher Medien GmbH
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