Chava Rosenfarbs Werk befasst sich auf beeindruckend allumfassende Weise mit den Lebensrealitäten der Jüdinnen und Juden durch das gesamte 20. Jahrhundert hindurch. Ihr Roman Bociany spielt in einem ostjüdisch-polnischen Shtetl, sie selbst ist im polnischen Lódz geboren und aufgewachsen. Die Roman-Trilogie Der Baum des Lebens beschreibt u.a. ausführlich das Ghetto-Leben unter der Nazi-Herrschaft, sie selbst lebte mehrere Jahre im Lódzer Ghetto. Ihre Gedichte zeugen von den unsagbaren Schrecken der Shoah, die sie überlebte. Das beklemmend-poetische Tagebuch aus Bergen-Belsen beschreibt die Zeit der Befreiung der Konzentrationslager, die Autorin erlebte diese Zeit schwer an Typhus erkrankt. Und in vielen Essays und Erzählungen behandelt sie das Danach. Das Überleben der Shoah, das Trauma, das Leben nach dem Krieg - weit weg von Europa. Sie selbst wanderte 1950 nach Kanada aus.Dieser Band vereint zwölf dieser Werke vollständig oder in Auszügen und zeigt somit die volle Bandbreite dieser maßgeblichen Autorin der jiddischsprachigen Literatur. Chava Rosenfarbs Werk ist ein beeindruckendes Zeugnis jüdischer Kultur und mit diesem Band zum Großteil erstmals auf Deutsch erhältlich.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Marta Kijowska freut sich über das Lesebuch, der einen ersten Einblick in deutscher Sprache in das auf Jiddisch verfasste Werk der Shoah-Überlebenden Chava Rosenfarb ermöglicht. Die Rezensentin skizziert die Lebensgeschichte der Schriftstellerin, die im Lodzer Ghetto während der Nazizeit die Literatur für sich entdeckte und später von den Briten aus Bergen-Belsen befreit wurde. Jüdisches Leben im Lodzer Ghetto der Jahre 1939 bis 1944 ist das Thema ihres bekanntesten Romans "Der Baum des Lebens", erfahren wir, ein weiterer Roman ist historisch früher und in einer fiktiven Kleinstadt angesiedelt, in der Juden und Christen nebeneinander wohnen. Schade, so Kijowska, dass ein weiterer Roman, der sich direkt mit den Erfahrungen in den Vernichtungslagern beschäftigt, nur wenig in dem Lesebuch zitiert wird. Insgesamt jedoch ermöglicht es die Veröffentlichung laut Rezensentin, die Bandbreite des oft stimmungsvollen und vielseitigen, um eine Beschreibung jüdischer Erfahrung in all ihren Facetten bemühten literarischen Werks Rosenfarbs kennen zu lernen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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