Der isländische Junge Sigmar lebt irgendwo auf dem Land bei seinen Verwandten Björg und Agúst. Sein Alltag ist geprägt vom Rhythmus des Hoflebens und von gähnender Langeweile, der er mit selbsterdachten Spielen und dunklen Phantasien zu entfliehen sucht. Eines Tages malt Sigmar ein Bild mit einem Flugzeug, einem Hai, einer Hütte, einem Teich und sich selbst als Eichhörnchen. Unerwartet beginnt das Tier sich zu bewegen, Sigmar verwandelt sich in das Eichhörnchen und verschwindet in seinem Bild. Das Eichhörnchen begibt sich auf Wanderschaft, bezieht in der gleichermaßen von Tieren und einigen Menschen bewohnten Stadt eine Kellerwohnung, geht ins Kino, langweilt sich und trifft auf der Suche nach Möbeln auf den Bären Hildibrandur, der als Antiquar arbeitet. Gyrdir Elíasson liebt das Absurde, aber seine Geschichten sind von peotischer Kraft und bei aller Skurrilität zurückhaltend und leise im Ton.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Aldo Keel bespricht kurz, aber nicht ohne Begeisterung Gyrdir Eliassons in Island bereits vor 24 Jahren erschienenen, nun auch ins Deutsche übersetzten lyrischen Prosaband "Ein Eichhörnchen auf Wanderschaft". Der aus zwei Teilen bestehende Roman erzähle zunächst die Geschichte von Pflegekind Sigmar, das von seinen Pflegeeltern nur als Ersatz für das leibliche, verlorene Kind angenommen wird und ein entsprechend einsames und trauriges Dasein führt. Im zweiten Teil folgt der Kritiker dem Protagonisten mit Hilfe eines gezeichneten Eichhörnchens in ein Fantasiereich, das zum Ausdrucksort seiner Angst wird. Keel lobt Eliassons Kurzroman nicht nur als gelungenen Einblick in die isländische Provinz, sondern vor allem als "filigrane, zarte Prosa".
© Perlentaucher Medien GmbH
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