Bollacks Studie über Jacob Bernays leistet einen wesentlichen Beitrag zur deutschen Geistes- und Wissenschaftsgeschichte.Jacob Bernays (1820-1881) war ein Fremder in der deutschen akademischen Welt des 19. Jahrhunderts. Als früh im Talmud und in den klassischen Sprachen ausgebildetes Kind eines Hamburger Rabbiners erschien er vor der Revolution von 1848 wie ein Meteor an der preußischen Universität Bonn. Er studierte Klassische Philologie und Philosophie, die er historisch und kritisch zu erneuern verstand. Jedes seiner Bücher - von Aristoteles und der griechischen Antike bis zur Renaissance - wird von der Rekonstruktion einer historischen Situation beherrscht. Jean Bollack geht dem jeweiligen historischen Sinn der Bücher von Bernays nach. Universitär und kulturell setzte Bernays sich ab und verteidigte seine Eigenart. Er blieb zeit seines Lebens ein Beobachter der kulturellen und politischen Verhältnisse und übertrug diese Haltung auf die Gegenstände seiner Studie. Er begründetebeispielsweise die Philologie neu, indem er in ihr die Voraussetzungen einer textgebundenen Kulturgeschichte erkannte. Jean Bollack hat von der Philologie ausgehend und über sie hinaus Bernays' Werk in seiner Logik rekonstruiert.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mit großer Kenntnis stellt uns Rezensent Jürgen Busche den Philologen Jacob Bernays vor, der für ihn den Rang eines Jacob Burckhardt beanspruchen darf. Die vorliegende Biografie des Celan-Spezialisten Jean Bollack unterscheidet sich laut Busche von biografischen Versuchen bei Theodor Gomperz und Ulrich von Wilamowitz durch die nunmehr programmatische Lesart von Bernays Leben von dessen Bekenntnis zum Judentum her. Dass Bernays so "fast in eine Art Oppositionsrolle" zu seinen deutschen Fachkollegen gerückt wird, dass Bollack ihn nicht als "Methodeneiferer" und "Herausgeberfürst", sondern als Mann der abgründigen, kleinen Studien zeigt, scheint Busche zu goutieren. Was Bernays politische Hoffnungen betreffend Preußen und Deutschland nach 1871 angeht, so wird das Buch für den Rezensenten zum Protokoll einer vergeblichen Hoffnung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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