Die Mutter lebt in Brüssel in der großen Wohnung. Der Vater ist vor kurzem gestorben. Eine der Töchter lebt in Paris, die andere in Amerika, der Rest der Familie ist über die ganze Welt verstreut, verbunden durch das Telefon und die Toten. Eine Familie, in der man kaum miteinander spricht, außer um zu sagen, was es zum Essen geben wird, und das auch nur knapp. In ebenso sparsamen wie eindringlichen Sätzen, in intimen Beobachtungen des sich wiederholenden Laufs der Zeit wird die Geschichte einer Familie erzählt, die sich verloren hat.
Akermans in erlebter Rede entfalteter Text, der bis auf eine signifikante Ausnahme keine Namen kennt, ist in seiner unsentimentalen Radikalität und zarten Zeichnung ein Porträt des Zwischenmenschlichen überhaupt.
Akermans in erlebter Rede entfalteter Text, der bis auf eine signifikante Ausnahme keine Namen kennt, ist in seiner unsentimentalen Radikalität und zarten Zeichnung ein Porträt des Zwischenmenschlichen überhaupt.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Auf nur hundert Seiten schafft es die Regisseurin Chantal Akerman, ihre Familiengeschichte des Schweigens kraftvoll zu erzählen, konstatiert Rezensentin Manuela Reichart: Auf anspruchsvolle Weise werden zwei Erzählstränge miteinander verwoben, einer stammt von der Mutter, die einsam in ihrer Brüsseler Wohnung sitzt, der andere von der Tochter. Der Holocaust, dem die Eltern gerade so entkommen sind, wird beschwiegen, ebenso der Beginn der Ehe, das neue Leben soll im Wohlstand gelebt werden, erfahren wir. Reichart hat es hier mit einer "weiblichen Verdopplung der Erinnerung" zu tun, die versucht, dieses Schweigen zu unterbrechen und die dabei auch miterzählt, wie Akerman die Regisseurin werden konnte, die sie war, schließt die Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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