Tausend Jahre - eine Spanne, die das Leben zweier Eichen, ein Zehntel der Nacheiszeit umfasst. Ein Wimpernschlag der Erdgeschichte. Veränderungen in der Natur vollziehen sich in ganz anderen Zeiträumen als die Geschichte des Menschen. Josef H. Reichholf blickt aus ökologischer Sicht zurück auf das letzte Jahrtausend und untersucht die Wechselwirkung von Naturgeschichte und Geschichte, insbesondere den Klimaverlauf mit seinen ökologischen, wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Konsequenzen.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Stark sei Josef H. Reichholfs Studie in dem Teil, wo sie die heutigen Natur-Apokalyptiker "ideologiekritisch" als naiv und romantisch-reaktionär entlarve. Realismus zeige der Autor auch bei seiner Analyse der eigentlichen Bedrohung heutzutage, denn nicht Umweltverschmutzung per se sei das wichtigste Problem, sondern Wasserbau und industrialisierte Landwirtschaft. Bei seinen historischen Ursachenanalysen über den Zusammenhang von Natur- und Geschichtsereignissen hingegen, so Rezensent Wolfgang Sofsky, bleibe der Autor noch hinter der Klimatheorie eines Montesquieu zurück. Den Expansionsdrang der Mongolen beispielsweise als Reaktion auf Überbevölkerung zu deuten, ist aus Sicht des Rezensenten schlicht falsch. Reichholf unterscheide hier wie bei anderen Hypothesen einfach nicht zwischen ökologischen Argumenten und historischen Erzählungen, sprich, das geistige Moment der Kultur komme beim Ökologen einfach nicht vor. Auch im letzten Teil betreibe der Autor leider wieder "globale" Schicksalsschauen auf die bevorstehenden Untergänge "diverser Zivilisationen". Das sei zwar populär, meint der Rezensent, aber selten stichhaltig.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
