Königs Erläuterungen
In meiner Schulzeit - und wohl auch heute noch – gab es für die deutsche Pflichtlektüre die Königs Erläuterungen. Aber nicht für die Odyssee, da bei Fremdsprache die Übersetzung wichtiger als die Interpretation ist. Dieses Buch leistet das und noch mehr.
Selbst über
Friedrich August Wolf wird berichtet. Aus dem heutigen Sachsen-Anhalt stammend gilt er als Gründer der…mehrKönigs Erläuterungen
In meiner Schulzeit - und wohl auch heute noch – gab es für die deutsche Pflichtlektüre die Königs Erläuterungen. Aber nicht für die Odyssee, da bei Fremdsprache die Übersetzung wichtiger als die Interpretation ist. Dieses Buch leistet das und noch mehr.
Selbst über Friedrich August Wolf wird berichtet. Aus dem heutigen Sachsen-Anhalt stammend gilt er als Gründer der Philologie. Er glaubte als erster, dass die Odyssee erst Jahrhunderte lang mündlich gesungen wurde bevor sie aufgeschrieben wurde. Weiter lernen wir noch Johann Karl Simon Morgenstern kennen, der den Begriff „Bildungsroman“ prägte. Außerdem hören wir, dass die Odyssee als eine Ringkomposition komponiert wurde.
Der Autor ist ein guter Erklärer und Hochschuldozent, der im Seminar mit seinen Schülern über die Interpretation der Gesänge der Odyssee diskutiert. Auch sein alter Vater nimmt teil.
Gelungen fand ich, dass die beiden nach dem Seminar eine Kreuzfahrt zu den Orten der Odyssee unternehmen, auch wenn Ithaka wegen eines Streiks in Griechenland nicht besucht wird.
Einen Stern abziehen muss ich aber, weil die Diskussionsführrung zu lehrerzentriert wirkt, zustimmende Bewertungen mich nicht interessieren und Unsinn ohnehin nicht ins Buch gehört. Außerdem langweilten mich die Bemerkungen, wie sich der Autor, der wohl als Ich-Erzähler auftritt, die Namen seiner Schüler merkt.
Einen weiteren Stern muss ich abziehen, weil die Familiengeschichte des Autors viel zu lang erzählt wird. Zweifellos ist die Odyssee auch eine Vater-Sohn Beziehung, insofern müsste es passen. Wenn aber noch über die Großeltern erzählt wird oder wir lesen, dass das Auto auf die Auffahrt fährt, nein, das ist nicht wichtig.
Das Seminar ist 50 Seiten vor dem Schluss des Buches beendet. Was noch erzählt wird, ist die Krankengeschichte des Vaters in epischer Länge mit allen medizinischen Details.
Mendelsohn ist als fiktiver Erzähler bisher nicht bekannt und das merkt man auch. Bleiben also 3 Sterne.
Zitat: Spöttisch fragte Locke, […] warum ein Arbeiter Latein lernen müsse. Wolfs Antwort: Weil es um den Menschen geht. (S.50)