"First off, it was a meeting. One of those real, rare meetings, which assails you with the obvious, yet at the same time challenges convictions you had formed over years spent with photographers and photography. I had been told about Michael Ackerman by two women friends, who had seen his work, and thought I might find his approach interesting. When he phoned to fix an appointment, he mentioned a series on benares - the only one he reckoned was ready - and that had me wondering about how worthwile our forthcoming meeting might be. That is how it is with certain places and subjects, which have been photographed so much and are so cluttered with cliches, that they vanish behind a wall of imagery so hopelessly stereotyped that it is impenetrable. But, anyway, let's give Benares a chance."From the Encounter by Christian Caujolle
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein Buch von "gespenstischer Intensität", findet Kritiker "str", habe der amerikanische Fotograf Michael Ackerman aus den verschiedenen "Gesichtern des Todes" gemacht, die ihm in Benares begegnet sind. Ein paar Beschreibungen der schwarzweiß Bilder klingen, als sei das kein Buch für zarte Gemüter: Affenkadaver, von Gläubigen mit Münzen und Blumenkränzen bedeckt. Ein Hund, der eine Wasserleiche aus dem Ganges zu zerren versucht. Auch den Fotografen hat laut "str" manchmal der Schwindel erfasst. Grobkörnige, bisweilen durch Unschärfen verfremdete Bilder, drücken das seiner Meinung nach aus. Auch "str" selbst konnte manchmal nur mit Schauer die Fotos betrachten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"End Time City - Benares" von Michael Ackerman. Scalo Verlag, Zürich - Berlin - New York 2000. 142 Seiten, 72 Duoton-Abbildungen. Gebunden, 88 Mark. ISBN 3-908247-13-6.
Benares ist eine überbevölkerte Nekropole. Die Lebenden wirken in der heiligen Stadt der Hindus, die von den Indern Varanasi genannt wird, fehl am Platz. Vielleicht sind sie deswegen auf den Schwarzweißbildern Michael Ackermans so ernst. Nicht einmal bei den Kindern hat der junge amerikanische Fotograf ein Lachen entdeckt. Dafür hat er in Varanasi den Tod gefunden und aus dessen vielen Gesichtern ein Buch von gespenstischer Intensität gemacht. Man sieht den Tod als Wasserleiche im Ganges, die ein Hund an Land zu zerren versucht, und in Form eines Kuhskeletts, das von einer Schar Geier umlagert wird; er begegnet einem als Affenkadaver, den Gläubige mit Münzen und Blumenkränzen bedeckt haben, und auf abgebrannten Scheiterhaufen, auf denen verkohlte Schädel liegen. Der Tod ist selbst dort allgegenwärtig, wo er nicht zu sehen ist, denn die leeren Gassen oder Treppen wirken nicht friedlich und pittoresk, sondern ausgestorben, und die nackten ausgemergelten Sadus verspotten mit ihrer aberwitizgen Askese permanent das Leben. Das bunte Varanasi der lärmenden Ghats, diese vertraute Weichzeichnung für den allgemeinen Hausgebrauch und das touristische Erlebnis, gibt es bei Ackerman nicht. Seine Aufnahmen haben nicht die geglättete Oberfläche eines verklärenden Blickes, vielmehr sind sie so grobkörnig, wie das Dasein in der Stadt rauh und schonungslos ist. Oft sind sie auch durch Unschärfen verfremdet, als hätte den Fotografen ein Schwindel erfaßt und es seine Kräfte überfordert, genau hinzuschauen und Varanasis Überdosis an Morbidität zu ertragen. Genauso geht es dem Betrachter, der erschaudert, weil er dem Tod in Ackermans Bildern pausenlos ins Auge schaut - und dieser den Blick seelenruhig erwidert. (str.)
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