'Von Tag zu Tag wuchs mein Wille, ihn nicht nur loszuwerden, sondern zu vernichten.'Otts zweiter Roman 'Endlich Stille' ist zupackend, redegewaltig, irrwitzig und ebenso virtuos.In Straßburg steht am Bahnhofsausgang plötzlich dieser Mensch neben dem Erzähler ('Suchen Sie auch ein Hotel?') und will ihm nicht mehr von der Seite weichen. Von Stund an wird der Basler Philosoph (Spinoza-Spezialist) von diesem Schwadroneur und angeblichen Musiker (wankelmütiger Schubert-Verehrer) so lange belagert, tyrannisiert, unter den Tisch getrunken und an die Wand geredet, bis es nur noch einen schrecklichen Ausweg gibt.Der Roman handelt von den verheerenden Konsequenzen, die sich ergeben können, wenn man einen Fremden nicht im entscheidenden Augenblick wieder loswird. Er erzählt davon,wie sich der Alltag eines Menschen in kürzester Zeit fatal verändern kann. Ohne dass die Beteiligten spüren, auf welches Verhängnis sie sich zubewegen, nehmen die Dinge ihren Lauf.Ein wunderbar abgründiger Roman, dessen Komik aus dem Schrecken stammt und dessen Musikalität die Ereignisse bis zuletzt in der Schwebe hält.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als kluges, ausgereiftes und virtuoses "Meisterstück erzählerischer Dramaturgie und psychologischem Realismus" feiert Rezensent Richard Kämmerlings den zweiten Roman von Karl-Heinz Ott. Der Rezensent ist besonders beeindruckt von der klaren, musikalischen, aber nie gekünstelten oder umständlichen Sprache des Romans, die ihn gelegentlich an Arnold Stadler oder Martin Walser erinnert. Es geht, wie Kämmerlings' Inhaltsskizze zu entnehmen ist, um einen Baseler Philosophieprofessor, in dessen Leben sich eines Tages ein Musiker einnistet und Freundschaft und Nähe erzwingt. Wie eine Psychothriller entfaltet der Autor nach Kämmerlings die Geschichte dieser Inbesitznahme - als Charakterstudie eines Mannes, der sehenden Auges in sein Verderben läuft.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH







