Die Geschichte der Individualisierung ist in den letzten Jahren, insbesondere vor dem Hintergrund historisch-anthropologischer Forschungen, neu entdeckt worden: Fragen nach der geschichtlichen Entwicklung subjektiven Individualitätsbewusstseins sind in diesem Kontext ebenso in den Vordergrund gerückt wie Formen gelebter Individualität. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen zeigen, dass sich vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart in unterschiedlichen sozial-kulturellen Milieus und bei beiden Geschlechtern immer wieder der Wunsch, aber auch konkrete Möglichkeiten zur individuellen Planung oder Gestaltung wesentlicher Lebensbereiche nachweisen lassen. Menschen erscheinen zu keinem Zeitpunkt der Geschichte als passive Subjekte, sie erfahren nicht nur Geschichte, sondern gestalten sie auch. Wie sich diese Entdeckung des "Ich" über Jahrhunderte hinweg entwickelte, versuchen die Autorinnen und Autoren dieses Bandes herauszufinden.
"Wer spricht in mir, wenn ich spreche? Nicht nur Dichter fragen sich das - wie dieser Band in Großformat vielseitig belegt." (Der Spiegel, Sonderteil "Frankfurter Buchmesse") "(...) umfangreiche und reichlich bebilderte Untersuchung (...) Ein prall gefülltes Werk nicht nur für Skeptiker der Medienwelt und ihrer Ich-Inszenierungen, sondern auch für Bioethiker: Denn die letzte Frage nach dem Ich stellt sich zwangsläufig in einer Welt der Klone." (Der Spiegel) "Ein anregender, kulturgeschichtlicher Reigen, der seinen Reiz auch den zahlreichen Abbildungen verdankt." (Neue Züricher Zeitung)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Franziska Meier ist nicht zufrieden. Gut zwanzig Autoren schreiben hier über das Thema der Individualität, und jeder dieser Beiträge hat einen individuellen Begriff von der Sache. Aber Meier macht auch gewichtige Einwände: Es stört sie zum Beispiel, dass die Entwicklung der Individualität seit dem Mittelalter in den einzelnen Beiträgen immer als Kontinuum dargestellt wird, obwohl doch allgemein bekannt sei, dass sie sich auch und gerade in Brüchen verwirkliche. Kritisch merkt Meier auch an, dass ausgerechnet die "Blütezeit der Individualität", die Zeit um 1800, im Band unterbelichtet bleibt. Ihr Artikel zum "monstruösen", aber zumindest "üppig bebilderten" Bandes endet kulturpessimistisch: Es habe ja schon gar keinen Sinn mehr, auf Hegels Begriff des Individuums zu verweisen. Anscheinend verstehen ihn heute nicht mal mehr die einschlägigen Professoren!
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