Viele Gemeinplätze sind im Laufe der Jahre über das Kursbuch geschrieben worden: So habe Enzensberger 1968 den Tod der Literatur verkündet, und damit sei die Trennung der Zeitschrift vom Suhrkamp Verlag zu erklären. Henning Marmulla zeichnet nun anhand zahlreicher unveröffentlichter Quellen den Weg zur Gründung der Zeitschrift im Jahre 1965 nach, analysiert ihre Bedeutung für die internationalen 68er-Bewegungen und erklärt auch, warum es wirklich zur Trennung von Enzensbergers Zeitschrift und Siegfried Unselds Suhrkamp Verlag im Jahre 1970 kam und erzählt von der Politisierung der Literatur.Enzensbergers Kursbuch unterzieht die Gemeinplätze über diese turbulente Zeit einer Prüfung und erzählt die spannende Geschichte einer Zeitschrift, die ihren Beginn in einer Zeit nahm, als man Geschichte noch für machbar hielt - und die maßgeblich dazu beitrug, dass Menschen für ihre Geschichte kämpften.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Höchst angeregt und bis in Details der Zeitumstände gehend bespricht Karl-Heinz Bohrer, der scheidende Merkur-Herausgeber, diesen Band über die einst einflussreichste Zeitschrift Deutschlands, das Kursbuch. Gleich zu Beginn lobt er den jungen Germanisten Marmulla, dessen Studie am politikgeschichtlichen Seminar der Uni Bielefeld entstand, für seine Konzentration auf die heroische Zeit des Kursbuchs und auf die intellektuelle Biografie Hans Magnus Enzensbergers, der Bohrer merklich bis heute fasziniert. Enzensbergers Briefwechsel mit Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld sei jedenfalls bis heute spannender zu lesen als alles Geschwätz der damaligen "Reaktion". Dabei spielen für Bohrer die Brüche die größte Rolle: von der Ironie der frühen Jahre, zum revolutionären Furor der 68er-Zeit bis hin zur "Selbstaufklärung". Dass Marmulla auf das soziologische Besteck Pierre Bourdieus zurückgreift, ist für den Rezensenten, der etwas gegen akademische Schuhschachteln hat, allenfalls ein paar Nebenbemerkungen wert: Eher interessiert ihn schon "das erhabene Verhältnis von Theorie und Praxis", das etwa in der Auseinandersetzung mit dem Verleger zum Ausdruck kommt. Ein lustiger Druckfehler fällt übrigens in seiner Kritik auf: Oder meint Bohrer es so, wenn er von "modernder Kunst" spricht?
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH







