Dass die Produktion von Wissen und Wissenschaft nicht jenseits von Machtordnungen stattfindet, sondern diese Ordnung impliziert und auch selbst hervorbringt, ist keine neue Erkenntnis. Dennoch ist die kritische Reflexion der eigenen epistemischen Voraussetzungen, Implikationen und Analysen unter machttheoretischen Vorzeichen bis heute keine Selbstverständlichkeit. Auch nicht in linken (akademischen) Projekten, die mit Anspruch antreten, "subalternen Stimmen" Gehör zu verschaffen. Doch gelingt das, wenn das "vertretene" Subjekt dadurch zum Objekt etablierter Formen von Wissenschaft wird? Sie vergeben Begriffe, die das betroffene Subjekt erst erlernen muss, konstituieren Denkformen, dessen Denkmuster das betroffene Subjekt sich erst aneignen muss. Sie etablieren einen Diskurs, der nicht derjenige der betroffenen Subjekte selbst ist und dennoch behauptet, es zu sein. Diese Form einer äußerst subtilen Ausschließung kann schwerer zu erkennen und durchbrechen sein als jede Form von roher, direkter Gewalt. Das Analysekonzept der epistemischen Gewalt intendiert, solche oft unerkannten sozialen Ausschlusspraktiken aufzudecken. Das Heft will analytisch sichtbar machen, welche herrschaftlichen Strukturen sich auch in kritischen Wissensproduktionen wiederfinden. Es orientiert sich dabei an den Fragen, was das Konzept analytisch tatsächlich leisten kann und wo es möglicherweise selbst Leerstellen hat.
Bitte wählen Sie Ihr Anliegen aus.
Rechnungen
Retourenschein anfordern
Bestellstatus
Storno







