Nobelpreis für Literatur 2022
Mit schonungsloser Genauigkeit erzählt Annie Ernaux von ihrer ersten sexuellen Begegnung - von Macht, Ohnmacht und Unterwerfung. Von einer Wunde, die niemals ausgeheilt ist. Und vom teuer bezahlten Erkennen des eigenen Werts.
Sommer 1958: Annie Duchesne wird 18 Jahre alt. Sie arbeitet als Betreuerin in einer Ferienkolonie. Sie findet in eine Clique, zusammen feiern sie Feten, genießen ihre Jugend. Und Annie ist in H. verliebt, mit ihm hat sie ihr erstes Mal. Eine Nacht, die einen anhaltenden Schock bedeutet. Auch weil H. sie fortan ignoriert, weiß sie nicht, wohin mit sich und lässt sich auf andere ein. Schnell ist sie verfemt. Was folgt, sind Ausgrenzung, der Hohn der anderen, ihre eigene Scham.
Und Schweigen. Denn über 55 Jahre braucht Annie Ernaux, um sich dieser »Erinnerung der Scham« stellen zu können. »Annie Ernaux gelingt es ganz hervorragend, in ihrem Roman noch einmal zu der innerlich zerrissenen, verliebten, magersüchtigen, ehrgeizigen jungen Frau zu werden, die sie war, als alles in ihr ins Wanken geriet.« Iris Radisch, Die Zeit
Mit schonungsloser Genauigkeit erzählt Annie Ernaux von ihrer ersten sexuellen Begegnung - von Macht, Ohnmacht und Unterwerfung. Von einer Wunde, die niemals ausgeheilt ist. Und vom teuer bezahlten Erkennen des eigenen Werts.
Sommer 1958: Annie Duchesne wird 18 Jahre alt. Sie arbeitet als Betreuerin in einer Ferienkolonie. Sie findet in eine Clique, zusammen feiern sie Feten, genießen ihre Jugend. Und Annie ist in H. verliebt, mit ihm hat sie ihr erstes Mal. Eine Nacht, die einen anhaltenden Schock bedeutet. Auch weil H. sie fortan ignoriert, weiß sie nicht, wohin mit sich und lässt sich auf andere ein. Schnell ist sie verfemt. Was folgt, sind Ausgrenzung, der Hohn der anderen, ihre eigene Scham.
Und Schweigen. Denn über 55 Jahre braucht Annie Ernaux, um sich dieser »Erinnerung der Scham« stellen zu können. »Annie Ernaux gelingt es ganz hervorragend, in ihrem Roman noch einmal zu der innerlich zerrissenen, verliebten, magersüchtigen, ehrgeizigen jungen Frau zu werden, die sie war, als alles in ihr ins Wanken geriet.« Iris Radisch, Die Zeit
»Erinnerung eines Mädchens erschien ein Jahr vor #MeToo. Man kann sich kein treffenderes Buch zu diesem heiklen Gebiet zwischen Einwilligung und Missbrauch vorstellen.« Martina Läubli NZZ am Sonntag 20241124
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensentin Iris Radisch hat sich auf den Weg in die französische Retortenstadt Cergy gemacht, um mit der dort seit dreißig Jahren lebenden Annie Ernaux über Aufwachsen im Proletariat, Camus, Fremdeln in der französischen Kulturelite und natürlich Ernauxs nun auch in Deutschland erschienenem autobiografischen Essay "Erinnerung eines Mädchens" zu plaudern. Den hält die Kritikerin dann auch für äußerst lesenswert, denn Ernaux gelinge es grandios, sich noch einmal in ihr achtzehnjähriges Ich zurückzuversetzen, wie Radisch versichert. Wenn sie hier liest, wie das junge Mädchen in einer Ferienkolonie gegen ihren Willen mit einem jungen Mann schlief, sich in jenen dennoch verliebte und fortan als "Nutte" behandelt wurde, meint Radisch nicht nur den "ranzigen Geschmack der Fünfziger" zu schmecken, sondern sie erfährt auch viel über die Unfreiheit und "historisch Scham" der Frauen jener Generation.
© Perlentaucher Medien GmbH
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