Vielleicht hat kein Werk des 20. Jahrhunderts einen so überraschenden und radikalen Perspektivwechsel bei seinen Lesern bewirkt wie dieses zehnbändige Monumentalwerk eines französischen Entomologen, der anstatt von gesellschaftlichen Dramen vom Heiligen Pillendreher oder der Gelbflügeligen Grabwespe erzählt. Erstmals richteten die Literaten der Großstädte ihre Blicke nach unten, auf die Grashalme, Erdbrocken und Sandhügel ihrer Umgebung, und erblickten eine völlig neue, fremde Welt: Eigentümlich anmutende Wesen mit sechs, acht oder gar sechshundertachzig Beinen bevölkern sie, leben in Stöcken, Haufen und Nestern, bilden Karawanen, Kasten und ganze Staaten. Krabbelnd, hüpfend, kriechend oder fliegend gehen sie eifrig ihrem Tagewerk nach, manche perfekt getarnt, andere in leuchtender Garderobe oder anmutig schillerndem Schwarz; sie paaren, fressen und bekriegen sich, verpuppen sich und erstehen in neuer Pracht wieder auf. Das Leben in verkleinertem Maßstab, aufgezeichnet mit wissenschaftlicher Genauigkeit, unvermutetem Witz und poetischer Hingabe - nun endlich vollständig auf Deutsch. »Fabre schickt seine Leser auf literarische Insektensafaris, auf Reisen, wie man sie von Gulliver und anderen unglaublich geschrumpften Männern und Kindern kennt.« - Ulrich Baron
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Tobias Schwartz liest den erstmals ganz auf Deutsch vorliegenden Jean-Henri Fabre mit Begeisterung. Was der unkonventionelle Entomologe, der auf Taxonomie pfiff, dafür aber "hochpoetisch" erzählen konnte über Kannibalen, Blutsauger und Verwandlungskünstler, in seinen 1879 bis 1907 erschienenen Erinnerungen festhält, gemahnt Schwartz an den dramatischen Artenschwund, fasziniert ihn aber auch durch lebendige Beobachtungen, homerische Erzählgabe und eine kenntnisreiche Jagd nach einer Antwort auf die Frage nach der Wahrheit und dem Wissensdrang des Menschen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Was vermögen die Souvenirs heute, rund 120 Jahre nach ihrer Niederschrift, dem Entomologen und Zoologen noch zu sagen? Sein Werk bietet eine unglaubliche Fülle von systematisch und mit großer Geduld durchgeführten Verhaltensstudien an Insekten und Spinnen, die in allen Einzelheiten dokumentiert und interpretiert wurden.« - Helmut Zwölfer, Naturwissenschaftliche Rundschau Helmut Zwölfer Naturwissenschaftliche Rundschau 20200601


















