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Ab Oktober 1941 nutzte die Geheime Staatspolizei den Keller der früheren Großmarkthalle, um dort mehr als 10.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder aus Frankfurt am Main und der Umgebung zu sammeln, auszuplündern und gewaltsam auf die Massentransporte in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager zu zwingen. Für dieses Verbrechen und damit die historische Bedeutung des Ortes, heute Sitz der Europäischen Zentralbank, steht die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle.
In der Publikation präsentieren die Architekten Marcus Kaiser und Tobias Katz (KatzKaiser, Köln/Darmstadt) ihr
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Produktbeschreibung
Ab Oktober 1941 nutzte die Geheime Staatspolizei den Keller der früheren Großmarkthalle, um dort mehr als 10.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder aus Frankfurt am Main und der Umgebung zu sammeln, auszuplündern und gewaltsam auf die Massentransporte in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager zu zwingen. Für dieses Verbrechen und damit die historische Bedeutung des Ortes, heute Sitz der Europäischen Zentralbank, steht die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle.

In der Publikation präsentieren die Architekten Marcus Kaiser und Tobias Katz (KatzKaiser, Köln/Darmstadt) ihr künstlerisches Konzept, dessen Realisierung Norbert Miguletz fotografisch dokumentiert. Mit weiteren Beiträgen von Alfons Maria Arns, Fritz Backhaus, Heike Drummer, Ursula Ernst, Raphael Gross, Monica Kingreen, Peter Cachola Schmal und Felix Semmelroth.
Autorenporträt
Gross, Raphael
RAPHAEL GROSS ist Historiker und Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur.

Semmelroth, Felix
FELIX SEMMELROTH ist Literaturwissenschaftler und seit 2006 Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2016

Monopoly des Todes
Katalog dokumentiert neue Deportations-Erinnerungsstätte an Frankfurter Großmarkthalle

In dem jetzt erschienenen Katalog zur neuen Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle ist ein Plan abgedruckt. Gezeichnet hat ihn der ehemalige Gestapo-Beamte Heinrich Baab im Jahr 1966 während seiner Haft. Auf ihm ist der Weg vieler Tausender Frankfurter Juden durch die Großmarkthalle skizziert, wo sie zuletzt in einem Keller auf ihren Abtransport in eines der Lager im Osten warten mussten.

Diese Skizze sei alles andere als ein nüchternes bürokratisches Dokument, sagte gestern bei der Vorstellung des Katalogs in der Europäischen Zentralbank der frühere Direktor des Jüdischen Museums Raphael Gross, der den Band zusammen mit Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) herausgegeben hat. Baab, daran erinnerte Gross, nutzte den nationalsozialistischen Tarnbegriff "Judenevakuierung", obwohl er schon 1941 und ganz bestimmt 1966 gewusst hatte, dass es um Judenmorde ging.

Zudem ist Gross aufgefallen, dass Baab das Geschehen in der Großmarkthalle in einer Art Monopoly darstellt: als lustiges Brettspiel, welches in einer Eisenbahn und dem Wort "Ende" kulminierte. Dieser Organisationsplan, so sagte Gross, erinnere stark an antisemitische Brett- und Würfelspiele, mit denen seit der dreißiger Jahren die Ausgrenzung der Juden auf "unterhaltsame Weise" eingeübt werden sollte. Der Plan zeige also weniger, was damals in der Großmarkthalle passiert sei, sondern mehr, in welcher Haltung Beamte die Mordvorbereitungen organisiert hätten.

Die Deportationen hat nicht allein Baab organisiert. "Teilgenommen haben alle", sagte Stadtrat Semmelroth. Zum Beispiel die Frankfurter Stadtverwaltung. Am Ende seien den Juden noch 50 Reichsmark abgenommen worden für ihren Transport in die Vernichtung. Das sei mehr als Zynismus, die deutsche Sprache habe für eine solche Ungeheuerlichkeit gar keinen Begriff. Von den etwa 10 000 deportierten Frankfurter Juden haben gerade einmal 179 überlebt. Edith Erbrich zählt zu ihnen. Sie wurde am 14. Februar 1944, also wenige Wochen vor der Besetzung Frankfurts durch amerikanische Truppen, mit ihrer Schwester und ihrem Vater nach Theresienstadt deportiert. Ihre Mutter, eine Christin, durfte nicht mitfahren. Es sei der schlimmste Moment ihres Lebens gewesen, als die Mutter ihr dies gesagt habe, berichtete Erbrich. Ihre Lebensgeschichte und die anderer Deportierten findet sich in dem Band. Der beantwortet auch viele andere Fragen zur Erinnerungsstätte und zu den Judendeportationen.

rieb.

Raphael Gross/Felix Semmelroth: "Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle", Prestel-Verlag, 29,95 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Zu lange seien (die Verbrechen des Nationalsozialismus) ein Tabuthema gewesen, so der Historiker Fritz Backhaus in seinem bemerkenswerten Beitrag für das Buch. Frankfurter Rundschau