Die Notation fotografisch genauer Wahrnehmungen verschmilzt in den Gedichten Durs Grünbeins mit Abschweifungen über vermeintlich Entferntliegendes zu konzentriertester Reflexion: über die Zeit und die Geschichte, über das Gewordensein des gesellschaftlichen Ganzen von der Antike über die Renaissance bis in die jüngste Vergangenheit, über den eigenen Platz in den Zeitläuften.
"Wohin aber sickert denn Zeit, / Nachdem sie die Körper durchlief? / Kein Tropfen im Grundwasser schreit. / Nicht Schweiß hat das Felsloch vertieft."
Die Erkundung der Möglichkeiten des Individuums innerhalb der Grenzen seiner eigenen Lebenszeit und seines Lebensraums Großstadt sind seit langem Themen dieses Autors: "Warum bist Du hier? steht als Frage gleich morgens mit auf." In seinen neuen Gedichten, die unter die Kapitelüberschriften "Unzeitgemäße Gedichte", "Neue Historien" und "Traktat" vom Zeitverbleib geordnet sind, führt er diese Themen weiter und entfaltet sie in Langgedichten und Zyklen.
Das poe tologische Titelgedicht, das auf ein Schönbergsches Orchesterstück anspielt, beschreibt als Movens das Fortschreiten in Oppositionen zwischen magischen und rationalen Definitionen der Poesie und beschließt den Band mit einem vorläufigen Fazit.
"Wohin aber sickert denn Zeit, / Nachdem sie die Körper durchlief? / Kein Tropfen im Grundwasser schreit. / Nicht Schweiß hat das Felsloch vertieft."
Die Erkundung der Möglichkeiten des Individuums innerhalb der Grenzen seiner eigenen Lebenszeit und seines Lebensraums Großstadt sind seit langem Themen dieses Autors: "Warum bist Du hier? steht als Frage gleich morgens mit auf." In seinen neuen Gedichten, die unter die Kapitelüberschriften "Unzeitgemäße Gedichte", "Neue Historien" und "Traktat" vom Zeitverbleib geordnet sind, führt er diese Themen weiter und entfaltet sie in Langgedichten und Zyklen.
Das poe tologische Titelgedicht, das auf ein Schönbergsches Orchesterstück anspielt, beschreibt als Movens das Fortschreiten in Oppositionen zwischen magischen und rationalen Definitionen der Poesie und beschließt den Band mit einem vorläufigen Fazit.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Spricht das für einen Gedichtband, das man sich ihm nur mit dem Kleinen Pauly oder Jakob Burckhardts "Cicerone" nähern kann? Solches nämlich empfiehlt Lorenz Jäger hinsichtlich Durs Grünbeins jüngster "Kunstgedichte", wie er sie nennt. Schon der Titel spielt auf Schönberg an, erklärt Jäger, für ihn insofern problematisch, als der Dichter sich in einem solchen Fall auch dem hohen selbstgestellten Anspruch stellen muss. Haben wir uns also auch Grünbein mit dem Kleinen Pauly in der Hand vorzustellen? Seine Gedichte sind Anspielungen und Auseinandersetzung mit Musik, Philosophiegeschichte, der eigenen poetischen Sozialisation, erfahren wir, weiter auch, dass Grünbein "im vierzigsten Jahr steht" und sich darum zu ersten Bilanzen und Vergänglichkeitsreflexionen berufen fühlt. Gerade letztere finden sich im dritten "antikisierenden" Teil des Buches, sagt Jäger, der um Seneca, Rom und New York kreist und "verfremdend-schöne" Bilder der Antike, teilweise im Blankvers, überliefert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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