Ernst Kris, zur zweiten Generation der sogenannten Wiener Schule der Kunstgeschichte zählend, war nicht nur Kunsthistoriker, sondern auch praktizierender Psychoanalytiker und Kommunikationswissenschaftler. Nach der Annektierung Österreichs zunächst nach England ins Exil gezwungen, wo er enge Kontakte zum Warburg Institute in London unterhielt, übersiedelte Ernst Kris später in die USA. Der Band präsentiert Kris' kunsthistorische Dissertation »Der Stil 'rustique'. Die Verwendung des Naturabgusses bei Wenzel Jamnitzer und Bernard Palissy« sowie seinen Beitrag zur Festschrift für seinen Lehrer Julius Schlosser »Georg Hoefnagel und der wissenschaftliche Naturalismus«. Die Untersuchung über den Stil »rustique« ist einem Thema von hoher Aktualität gewidmet. Sie wendet sich einem Phänomen in der Kunst der Renaissance zu, das spätestens seit Vasaris idealistischer Konzeption künstlerischer Produktivität als Veredelung bloßer Natur an den Rand der Wahrnehmung gedrängt wurde. Kris erblickt im »Streben nach objektiver Richtigkeit der Naturwiedergabe« die Vorgeschichte der naturwissenschaftlichen Illustration und in der Opposition gegen eine klassizistische Antike »die Eroberung der Natur durch die Erkenntnis ihrer Gesetzmäßigkeit«. Und der Naturalismus des Miniaturenmalers und Kupferstechers Georg Hoefnagel habe die Grenze von der künstlerischen Naturstudie zur wissenschaftlichen Darstellung bereits überschritten.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die zwei im Band enthaltenen frühen Texte des Wiener Kunsthistorikers Ernst Kris, der eine zum Antwerpener Maler Georg Hoefnagel, der andere zum Naturabguss in der Kunst des 16. Jahrhunderts, zeigen Peter Geimer den Autor als Pionier der Auslotung des Kunstbegriffs und als Theoretiker von bleibender Aktualität, wie ihm der Vergleich mit neueren Arbeiten etwa von Horst Bredekamp oder Andrea Klier beweist. Dass der Autor seiner Zeit voraus war, indem er neben dem Foschungsgegenstand zudem die eigene Methode mit reflektierte, ist für Geimer Anlass, diesen Kunstgeschichtler zur Lektüre zu empfehlen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ebenso bemerkenswert wie die Pionierfunktion der Texte ist ihre methodische Aktualität.« Peter Geimer, FAZ







