Überall wird im öffentlichen Diskurs heute auf Befindlichkeiten Rücksicht genommen: Es werden vor Gefahren wie »expliziter Sprache« gewarnt, Schreibweisen mit Binnen-I empfohlen, dritte Klotüren installiert. Es scheint, als habe der Kampf um die korrekte Bezeichnung und die Rücksicht auf Fragen der Identität alle anderen Kämpfe überlagert.
Robert Pfaller, Autor des Bestsellers »Wofür es sich zu leben lohnt«, fragt sich in »Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur«, wie es gekommen ist, dass wir nicht mehr als Erwachsene angesprochen, sondern von der Politik wie Kinder behandelt werden wollen. Steckt gar ein Ablenkungsmanöver dahinter? Eine politische Strategie? Es geht darum, als mündige Bürger wieder ernst genommen zu werden - doch dann sollten wir uns auch als solche ansprechen lassen.
Robert Pfaller, Autor des Bestsellers »Wofür es sich zu leben lohnt«, fragt sich in »Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur«, wie es gekommen ist, dass wir nicht mehr als Erwachsene angesprochen, sondern von der Politik wie Kinder behandelt werden wollen. Steckt gar ein Ablenkungsmanöver dahinter? Eine politische Strategie? Es geht darum, als mündige Bürger wieder ernst genommen zu werden - doch dann sollten wir uns auch als solche ansprechen lassen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Jens Bisky kennt den Kulturtheoretiker Robert Pfaller als zuspitzenden, anekdotenreichen Ich-starken Gegenwartsanalytiker. Wenn der Autor das Warnen vor Erwachsenensprache und die neoliberale Entsolidarisierung zusammendenkt, vor der Zerstörung des öffentlichen Raumes und der Veranchlässigung der sozialen Frage zugunsten von Identitätspolitik warnt und für Ironie und Distanz als Mittel gegen die Infantilisierung trommelt, spürt Bisky gleichermaßen notwendige Ideologiekritik und kulturkritisches "Professorenlamento". Ob sich aus der von Pfaller geforderten Gleichheit als Basis tatsächlich alles weitere ergebe, vermag Bisky nicht zu sagen. Den Nachweis, dass echte Solidarität durch radikale Sprachregelungswut oder auch Radikalfeminismus und dergleichen eher verhindert als befördert wird, bleibt ihm der Autor schuldig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Erwachsenheit statt Empfindlichkeit, Belastbarkeit statt Verletzlichkeit meint hier eine lebenserprobte Kunst der Selbstdistanzierung. Sie darf als Errungenschaft souveräner, aufgeklärter Menschen gelten René Scheu Neue Zürcher Zeitung 20180110







