Christiane Wünsche zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, ich habe alle ihre Familienromane sehr gern gelesen und auch mit dem neuesten Es bleibt doch in der Familie hat sie meine Erwartungen erfüllt. Es geht um eine Erbengemeinschaft und deren Umgang mit dem Erbe nach dem Tod ihrer Tante Klara.
Klara lebte seit ihrer Heirat in den 1950er Jahren auf der Rheininsel Hohenwerth. Die Insel ist vom…mehrChristiane Wünsche zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, ich habe alle ihre Familienromane sehr gern gelesen und auch mit dem neuesten Es bleibt doch in der Familie hat sie meine Erwartungen erfüllt. Es geht um eine Erbengemeinschaft und deren Umgang mit dem Erbe nach dem Tod ihrer Tante Klara.
Klara lebte seit ihrer Heirat in den 1950er Jahren auf der Rheininsel Hohenwerth. Die Insel ist vom Festland aus nur mit dem Boot erreichbar, Klara lebte dort seit dem frühen Tod ihres Mannes ganz alleine. Bis zu einem Vorfall in den Achtziger Jahren lud sie ihre beiden Schwestern und deren Kinder jeden Sommer zu sich auf die Insel ein. Sie hat ihr Erbe zu gleichen Teilen den sechs Kindern ihrer Schwestern und einer unbekannten siebten Person vermacht, die sie in ihrem Testament als ihre große Liebe bezeichnet.
Klaras älteste Nichte Marlene hat den meisten Kontakt zu ihrer Tante. Sie lebt allein und arbeitet als Klavierlehrerin. Klaras Klavier ist das einzige, an dem sie vom Erbe ihrer Tante interessiert ist. Sie ist traurig darüber, dass Klara ihr nie von ihrer großen Liebe erzählt hatte.
Der Roman ist aus der Perspektive der drei Schwestern Marlene, Esther und Nicky geschrieben. Esther ist verheiratet, hat zwei Söhne und wird bald Oma. Nicky ist geschieden und hat eine erwachsene Tochter, ihr Zwillingsbruder Andy lebt mit seinem Mann in Australien.
Bei der Testamentseröffnung gibt es neben der Enthüllung der Identität von Klaras großer Liebe eine weitere Überraschung für die Familie. Ihnen wird eine Frist von vier Wochen eingeräumt, um zu entscheiden, wie sie mit dem Erbe verfahren wollen, Klaras einzige Bedingung ist, dass die Entscheidung einmütig getroffen wird.
Marlene ist mein Lieblingscharakter in dem Roman, sie ist meiner Meinung nach die Einzige unter Klaras Neffen und Nichten, die das Erbe verdient hatte. „Ihr wurde schmerzlich bewusst, dass sie ihr bisheriges Leben lang auf der Suche gewesen war, was sie als Frau eigentlich ausmachte. In früheren Zeiten hätte man sie vielleicht als alte Jungfer eingestuft, als kinderlose unverheiratete Frau ohne Aussicht, eine eigene Familie zu gründen und damit in der Mitte der Gesellschaft anzukommen. Doch obwohl es sie schmerzte, kein Kind zu haben, war sie zu keiner Zeit gesellschaftlich geächtet oder wegen ihres Singledaseins angefeindet worden.“ Ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder Andi, der aufgrund seiner Homosexualität oft angefeindet wurde.
Marlene findet Antworten auf ihre Fragen in Peters Tagebüchern, doch was damals wirklich passiert ist, erfahren wir erst am Ende des Romans.
Ich habe das Buch in kurzer Zeit verschlungen, da immer wieder neue Fragen aufgetaucht sind, auf die ich Antworten haben wollte, allen voran: Wer war Klaras große Liebe und war Peters Tod wirklich ein Unfall? Besonders gut gefallen hat mir die Entwicklung von Michael, der seine ignorante und arrogante Einstellung zu Menschen, die in seinen Augen nicht „normal“ sind, überdacht hatte. Als Familienmensch habe ich mich auch sehr darüber gefreut, dass sich die sechs Cousins und Cousinen im Zuge der Erbangelegenheit wieder angenähert hatten. Christiane Wünsche hat erneut einen spannenden und interessanten Roman geschrieben, den ich sehr gern weiterempfehle.