Skizzen 1970-1978. Herausgegeben von Alexandru Bulucz, Ewa Czerwiakowski und Michael Krüger Herausgegeben:Krüger, Michael; Bulucz, Alexandru; Czerwiakowski, Ewa;Mitarbeit:Zagajewski, Adam; Biedrzycki, Krsysztof
Skizzen 1970-1978. Herausgegeben von Alexandru Bulucz, Ewa Czerwiakowski und Michael Krüger Herausgegeben:Krüger, Michael; Bulucz, Alexandru; Czerwiakowski, Ewa;Mitarbeit:Zagajewski, Adam; Biedrzycki, Krsysztof
"Das Buch ist eine Legende, eines der bedeutendsten Bücher seiner Epoche. [...] Und eines, das nach einer erneuten Lektüre verlangt." Krzysztof BiedrzyckiBewegt von der ernsthaften Sorge um die ethische Integrität von Literatur, die immer dann am stärksten gefährdet zu sein scheint, wenn Schriftsteller_innen in die Klauen der Politik geraten und zwischen Gehorsam und Widerstand wählen müssen, ist Stanislaw Baranczaks frühe Essaysammlung Ethik und Poetik (EA 1979) das Zeugnis eines literarischen und kritischen Ringens mit den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts - ein ringen um die Literatur und…mehr
"Das Buch ist eine Legende, eines der bedeutendsten Bücher seiner Epoche. [...] Und eines, das nach einer erneuten Lektüre verlangt." Krzysztof BiedrzyckiBewegt von der ernsthaften Sorge um die ethische Integrität von Literatur, die immer dann am stärksten gefährdet zu sein scheint, wenn Schriftsteller_innen in die Klauen der Politik geraten und zwischen Gehorsam und Widerstand wählen müssen, ist Stanislaw Baranczaks frühe Essaysammlung Ethik und Poetik (EA 1979) das Zeugnis eines literarischen und kritischen Ringens mit den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts - ein ringen um die Literatur und deren erhoffte rolle bei der Wiederherstellung eines ethischen Wertesystems.An Klassikern wie Thomas Mann, Ossip Mandelstam, Dietrich Bonhoeffer, Czeslaw Milosz, Miron Bialoszewski, Wislawa Szymborska, Zbigniew Herbert u. a.m. zeichnet Baranczak jene po-ethischen Überzeugungen nach, für die deren Autor_innen mit Schreibverbot, Exil oder Tod bezahlen mussten.
Stanis¿aw Baräczak wurde 1946 in Posen geboren. Er studierte Polonistik an der Adam-Mickiewicz-Universität, an der er 1973 mit einer Dissertation über Miron Biäoszewski promovierte. Sein Debüt als Dichter lieferte er bereits 1965. Er gehörte 1976 zu den Gründern des KOR (Komitee zur Verteidigung der Arbeiter), wurde 1977 aus politischen Gründen aus seiner Assistenzprofessur entlassen und mit einem Druckverbot belegt. In den Siebzigerjahren hielt er Vorträge im Rahmen der unabhängig vom Staat organisierten "fliegenden Universität". Im Ausland und in den polnischen Untergrundverlagen erschienen von ihm mehrere Gedichtbände und Essays. Im September 1980 durfte er im Zuge des wachsenden Drucks durch die Solidarnö¿-Bewegung seine Posener Universitätsstelle wiederaufnehmen. Im März 1981 reiste er in die USA, um die Professur am renommierten Alfred-Jurzykowski-Lehrstuhl für polnische Sprache und Literatur an der Harvard-Universität anzutreten, auf die er bereits 1978 berufen worden war. Der prominente Vertreter der polnischen Neuen Welle / Generation 68 gilt als einer der bedeutendsten Lyriker, Übersetzer und Essayisten der polnischen Gegenwartsliteratur und wurde mehrfach national wie international prämiert. Seine von Karl Dedecius ins Deutsche übertragenen Gedichte erschienen in mehreren Anthologien der polnischen Poesie. Stanis¿aw Baräczak ist 2014 in Newtonville, Massachusetts, gestorben.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Endlich, jubelt Rezensent Artur Becker, ist der Essayband "Ethik und Poetik" des polnischen "Multitalents" Stanislaw Barnaczak auch auf Deutsch erschienen. Wurde auch Zeit, meint Becker, vierzig Jahre sind seit seiner Erstveröffentlichung vergangen. Der Band entstand in der "grauen und unsicheren Zeit" des Realsozialismus in Polen, Baranczak war politisch in der kommunistischen Partei PZPR aktiv und Mitunterzeichner des "Briefs 59", lesen wir. Gleichzeitig war er aber auch ein junger, aufstrebender Dichter, ein wichtiger Vertreter der "Neuen Welle". Es war eine Zeit, in der "Poesie zur Rebellion" wurde, was sich für Becker in Baranczaks Essays und Gedichten widerspiegelt: "das dichterische Denken" wird hier zum Gegenwicht eines"dogmatischen Denkens". Die Essays haben seitdem nichts von ihrer Aktualität eingebüßt, versichert der Kritiker, im Gegenteil: gerade angesichts des überall erstarkenden Autoritarismus ist dieses Plädoyer für eine Balance zwischen "kritischem Denken" und Gefühl von großer Wichtigkeit, denkt sich der Rezensent.