William T. Vollmann ist einer der bedeutendsten amerikanischen Autoren der Gegenwart und »Europe Central« sein bestes Buch - ein Epos in Übergröße, das acht Jahre nach der amerikanischen Veröffentlichung und nach mehreren Übersetzungsanläufen endlich auf Deutsch erscheint. »Europe Central« ist ein historischer Roman mit Abweichungen, ein »Krieg und Frieden« für das 21. Jahrhundert, ein postmodernes Epos aus 37 teils umfangreichen Geschichten, die, paarweise zusammengespannt, den zweiten Weltkrieg auf sowjetischer und deutscher Seite heraufbeschwören, indem sie das Leben von Künstlern (wie Käthe Kollwitz und Dmitiri Schostakowitsch) und Militärs (wie Wlassow und Paulus, dem Verlierer von Stalingrad) und vielen anderen erzählen.»Europe Central«, eine Bezeichnung für Mitteleuropa, ist in Vollmanns Epos vor allem eine riesige, unsichtbar bleibende Schaltstelle und Telefonzentrale, ein Kommunikationskrake, dessen schwarze Bakelittentakeln sich jeden jederzeit und überall »greifen«.William T. Vollmann hat die Geschichte seiner Figuren und den Verlauf des Kriegs bis ins Detail recherchiert und erzählerisch frei behandelt - ein neugierig entsetzter Amerikaner (mit deutschen Wurzeln), der, mehr als ein halbes Jahrhundert danach, fühlen, wissen und begreifen will, was geschah.Nach Thomas Pynchon, John Barth, William Gass, William Gaddis und David Foster Wallace... ist jetzt, schreibt The Village Voice, Vollmann an der Reihe, die Fackel postmoderner Hochambitioniertheit voranzutragen. »Und selbst wenn er sie hier und da fallen läßt, hat er mit »Europe Central« doch etwas geschaffen, das Schönheit und historischen Wert besitzt, einen visionären Grundtext über menschliches Leid.«
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Carsten Hueck kommt aus dem Staunen nicht raus. Was dieser stark übersetzte Roman alles ist und kann: Liebesgeschichte, Künstlerroman, Historienschinken, Verhaltens- und Gewaltstudie etc. Zusammengehalten laut Hueck durch die überbordende Fantasie des William T. Vollmann. Allerdings warnt Hueck den Leser auch vor enttäuschten Erwartungen. So auf die Schnelle sei der Genuss der Vielfalt nicht zu haben, schreibt er, der Leser müsse sich Zeit nehmen. Dann aber erlebt er die ersten drei Viertel des letzten Jahrhunderts, Leningrad, Stalingrad, Dresden, Berlin und Moskau, bevölkert mit drei Dutzend (!) Hauptfiguren, Schicksalen, aus wechselnder Erzählperspektive. Klassische Erzählweisen tauscht der Rezensent da gerne gegen Fakten und Imagination in schönster Bewegung und eine Sprache, zynisch und poetisch, erschreckend und lakonisch. Fragen, wie zuletzt bei Peter Weiss und Sartre beschäftigen den Rezensenten sodann, Fragen nach dem Aggregatzustand der Identität in Extremen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»... das Erlebnis einer gelungenen Verschmelzung von Liebesgeschichte, Künstlerroman, Historienpanorama und anthropologischer Erkundung durch eine entfesselte, egozentrische Erzählerphantasie.« Carsen Hueck Neue Zürcher Zeitung 20130813







