In der Zeit zwischen den Weltkriegen geriet die Demokratie in die Krise. Kommunismus und Faschismus boten Modelle einer alternativen Moderne. Anders als der Niedergang des politischen Liberalismus vermuten lässt, gehören die damaligen intellektuellen Debatten über die Grundlagen der Demokratie zum essentiellen Bestand der politischen Theorie. Jens Hackes brillante ideengeschichtliche Studie führt vor Augen, wie seit den 1920er Jahren Ideen entwickelt wurden, die die Welt nach 1945 prägen sollten und im Lichte gegenwärtiger Krisenphänomene neue Aktualität beanspruchen: die Totalitarismustheorie, das Konzept der wehrhaften Demokratie und die Vorstellung von einem gezähmten Kapitalismus.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Florian Meinel hat Jens Hackes Studie zum Liberalismus in den Zwischenkriegsjahren mit Gewinn gelesen. Schon dass der Politikwissenschaftler ein fast vergessenes Kapitel der politischen Ideengeschichte Deutschlands beleuchtet, rechnet ihm der Kritiker hoch an. Vor allem aber lobt er, wie anschaulich ihm Hacke den Mangel an liberaler Evidenz darlegt, denn auf das Kaiserreich folgt gleich eine das Bürgertum verschreckende "Massendemokratie". Dass die liberalen Theoretiker der Weimarer Republik - Max Weber, Hugo Preuß, Ernst Toreltsch - aus einer Position der Schwäche heraus ihre scharfsinnigen Analysen verfassten, macht Hacke dem Rezensenten klar, auch dass ihre Konzepte der wehrhaften Demokratie und der liberalen Demokratie die Nachkriegszeit prägte. Mit Interesse liest Meinel zudem Hackes Exkurse zu weniger bekannten, aber originellen Denkern wie Karl Loewenstein oder Moritz Julius Bonn. Die Vorgeschichte des deutschen Liberalismus kommt dem Kritiker indes ein klein wenig zu kurz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Die Ideengeschichte des Liberalismus im 20. Jahrhundert hält auch nach Hackes Studie keine Patentrezepte bereit, wie man mit Krisen umgehen könnte und welches die geeigneten Massnahmen sein könnten, um Gefährdungen der liberalen Demokratie zu begegnen. Daher führt ihr hier geschildertes Schicksal in der Zwischenkriegszeit umso stärker vor Augen, dass die Kontingenz von Krisendynamiken, aus denen neue Bedrohungen erwachsen können, nie unterschätzt werden sollte.« Thomas Speckmann Neue Zürcher Zeitung 20180815







