Ein historischer Roman um einen klugen Falken, seinen mutigen Herren, eine mörderische Intrige und eine schwierige Liebe Auerbach im Jahre 1356. Ein starkes Erdbeben erschüttert die Region rund um die Bergstraße. Falkner Gero erlebt dieses dramatische Ereignis auf Schloss Auerbach, wo er seinem jungen Herrn Diether von Katzenelnbogen dient. Das Erdbeben verändert das beschauliche Leben der beiden Männer zwischen Weinbergen und Falkenjagd: Eine junge Frau tritt überraschend in ihr Leben, politische Ränke um Kloster Lorsch sorgen für Unruhe und ein Mordkomplott für unerwartete Wendungen. Kann Falkner Gero seinen Herren vor Unheil bewahren und gleichzeitig sein eigenes Glück finden?
Die Geschichte verbindet geschickt historische Fakten, Lokalkolorit und einen spannenden Plot - und macht daraus eine fesselnde Story in einer Epoche, in der die Bergstraße politisch, wirtschaftlich und geografisch eine große Bedeutung besaß.
Die Geschichte verbindet geschickt historische Fakten, Lokalkolorit und einen spannenden Plot - und macht daraus eine fesselnde Story in einer Epoche, in der die Bergstraße politisch, wirtschaftlich und geografisch eine große Bedeutung besaß.
Bensheimer Realschüler haben einen Mittelalterroman geschrieben. Er spielt unter anderem auf Schloss Auerbach.
olko. BENSHEIM. "Caspar verhielt sich merkwürdig, er flatterte wie wild in seinem Käfig und gab angsterfüllte Laute von sich. Gero machte sich Sorgen. Er konnte sich nicht erklären, wieso ein Falke einfach ohne Grund so aufgebracht war..." Justus Heinecker spricht langsam und konzentriert. In der Hand hält er einen Textauszug mit den ersten Zeilen des historischen Romans "Falkenauge - Unheil droht Schloss Auerbach", aus dem der Neuntklässler im Wechsel mit seinen Klassenkameraden auf der Burg vorliest. Dabei handelt es sich bei der Geschichte nicht um irgendeinen Vertreter des Genres: Denn die 15 bis 17 Jahre alten Schüler der Schillerschule Bensheim-Auerbach haben das knapp 180 Seiten zählende Buch selbst verfasst.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Gero, der im 14. Jahrhundert auf Schloss Auerbach Graf Diether VIII. von Katzenelnbogen als Falkner dient. Als sich Gero in dieselbe Frau wie sein Herr verliebt, stürzt er in einen Gewissenskonflikt. Für Spannung sorgen überdies ein Ränkespiel um Kloster Lorsch und ein Mordkomplott. In die Romanhandlung haben die 26 Realschüler auf elegante Weise lokale Bezüge und historische Ereignisse eingeflochten: etwa das Basler Erdbeben von 1356, das seinerzeit auch den Bergfried der Auerbacher Burganlage einstürzen ließ.
Dass die Neuntklässler unter die Schriftsteller gehen konnten, haben sie einem von Deutschlehrerin Brigitte Krüger angestoßenen Projekt zu verdanken. Während einer Führung durch das Schwetzinger Schloss bot der Verleger und Autor Wolfgang Schröck-Schmidt der Klasse 9aR an, einen Schülerroman zu schreiben. "Am Anfang waren wir ziemlich skeptisch", berichtet Julia Hahn vor der Lesung. Doch die Jugendlichen ließen sich auf das Wagnis ein - und haben ihre Entscheidung nicht bereut.
Unter der Anleitung der freien Schriftstellerin Carola Kupfer legten die jungen Leute in einem Workshop das Thema fest und entwickelten den Plot, der als Basis der Schreibarbeit diente. Zudem suchten sie in Büchern und im Internet nach Informationen für ihre Geschichte; die Recherche führte sie auch an den Ort der Romanhandlung, aufs Auerbacher Schloss, und ins Bensheimer Stadtmuseum.
Die acht Kapitel schrieben die Jungen und Mädchen in Gruppen, danach wurden die Teile zusammengefügt. Dabei war das Projekt für die Schüler, die sich im Unterricht und in der Freizeit engagierten, auch mit Durststrecken verbunden. Streckenweise habe die Motivation gefehlt, wenn in der Redigierphase Passagen mehrmals zur Korrektur zurückgekommen seien, berichten die Jungautoren. Ein schwieriges Thema seien die im Mittelalter gebräuchlichen Anredeformen gewesen, sagt Kupfer. Auch habe man beim Redigieren darauf achten müssen, dass der rote Faden nicht abreiße und die Handlung logisch bliebe.
Unterstützung kam auch von Schröck-Schmidt, der den Schülern etwa bei der Frage half, wie im 14. Jahrhundert die Kutsche des Kaisers ausgesehen haben könnte. Der Verleger hat zusammen mit Kupfer schon in mehreren Schulen Romanvorhaben verwirklicht; mit dem Bensheimer Projekt waren erstmals hessische Schüler mit von der Partie.
Der Roman "Falkenauge" ist zunächst in einer Auflage von 1050 Exemplaren erschienen - und zwar nicht in Form grauer Literatur, sondern als normale ISBN-Ausgabe, die es im Buchhandel gibt. Die Bensheimer Bürgerstiftung und ein Unternehmen unterstützten das Projekt. Mittlerweile ist schon rund ein Drittel der Auflage verkauft.
Das dafür nötige Rüstzeug erhielten die Schüler in einem zweiten Workshop, der sich um Vermarktung und Pressearbeit drehte. Nun stehen Lesungen in Schulen und Gemeinden an. Für die Neuntklässler steht fest, dass sich der Einsatz gelohnt hat. Durch das Projekt habe sich der Zusammenhalt in der Klasse verbessert, meinen Timo Rothermel, Darius Bahrami und Franca Föbel sowie Heinecker und Hahn vom Presseteam übereinstimmend. Und auch wenn sie später nicht unbedingt Schriftsteller werden wollten, so hätten sie doch Deutschkenntnisse und Allgemeinwissen verbessert und wichtige Erfahrungen gesammelt. "Das ist super für den Lebenslauf", sagt der Schüler Lars Schenk.
"Falkenauge - Unheil droht Schloss Auerbach", Edition Schröck-Schmidt Verlag Oftersheim, ISBN 978-39813254-7-8, ist für 11,95 Euro im Buchhandel erhältlich.
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