Heute, da Vollbeschäftigung als Gipfel des gesellschaftlich Erstrebenswerten gilt, Umtriebigkeit und atemloses 'Am-Ball-Bleiben' auch nach der Arbeit angesagt sind, scheint jeder sich rechtfertigen zu müssen, der am Wochenende einfach nur Däumchen drehen möchte.Dabei galt Muße zu haben in der Antike als Ideal, und selbst das Mittelalter übte noch Nachsicht gegenüber dem antriebslosen Nichtstuer. Erst die Neuzeit brachte die entscheidende Wende: Fortschrittsglaube und Veränderungswille ließen ihn seine Unschuld verlieren, machten ihn zur parasitären Existenz.Seit einiger Zeit allerdings beginnt der Gedanke der Entschleunigung wieder an Akzeptanz zu gewinnen. Nicht nur die Oblomows der Literatur dürfen somit auf heimliche Sympathien hoffen, sondern auch derjenige, der sich der allgemeinen Geschäftigkeit verweigert.Und dennoch: Kaum je schien es angesichts allgegenwärtiger Freizeitangebote und digitaler Zerstreuungen so schwer wie heute, faul zu sein.Manfred Koch legt mit diesem Band eine unterhaltsame und kompakte Kulturgeschichte des Müßiggangs im Spiegel von mehr als zwei Jahrtausenden vor und führt seine Leser in die heikle Kunst der Faulheit ein.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ganz und gar nicht faul war Manfred Koch beim Abfassen dieses Essays über das "reizvolle Thema" Faulheit, bemerkt Burkhard Müller, der sich gerne vom Autor auf einen Ritt durch die abendländische Geistesgeschichte hat mitnehmen lassen, in der man von der Genesis bis zu Thomas Mann allerhand über Faulheit erfahre. Umso schöner findet es der Rezensent, dass Koch das Material "elegant und unterhaltsam" vorstelle und mit "gedankenreichen Anmerkungen" aufbereite, denen der Bogenschlag von den alten Klassikern zu aktuellen Reizthemen wie Grundeinkommen und Hartz IV gelinge. Die Lektüre lohne also allemal, schreibt Müller, auch wenn er sich eine etwas persönlichere Note gewünscht hätte und manche essayistische Zuspitzung - etwa über das dem Menschen vorbehaltene Privileg der Faulheit gegenüber dem Tier - nicht dem Text selbst zu entnehmen ist, sondern den Schlussfolgerungen des Lesers überlassen bleibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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