Das Buch vermittelt auf nachvollziehbare, umfassende Weise tiefe Einblicke in das jüdische, christliche und muslimische Denken und Handeln, in die Geschichte dieser Religionen und die Jetztzeit. Dabei stehen jüdische und christliche Überlegungen im Zentrum, theologische Analysen des Islam sind
vorhanden, stehen aber nicht im Vordergrund.
In all den Jahrhunderten wurde das jüdische Volk…mehrDas Buch vermittelt auf nachvollziehbare, umfassende Weise tiefe Einblicke in das jüdische, christliche und muslimische Denken und Handeln, in die Geschichte dieser Religionen und die Jetztzeit. Dabei stehen jüdische und christliche Überlegungen im Zentrum, theologische Analysen des Islam sind vorhanden, stehen aber nicht im Vordergrund.
In all den Jahrhunderten wurde das jüdische Volk vertrieben und über den gesamten Erdkreis verteilt. Es war willkommen, wenn es um den Aufbau eines Staates oder einer Region ging, aber meist nur zu Beginn. Michael Wolffsohn benennt diese Tatsache als funktionale Toleranz, sie ging meist schnell zu Ende, wenn Juden nicht mehr gebraucht wurden. Das war so in Polen, Spanien, Deutschland, im osmanischen Reich, überall, wohin Juden freiwillig oder zwangsweise ziehen mussten.
Der Zionismus hatte nach Michael Wolffsohn seinen Ursprung nicht in der Religion, sondern war primär mit der funktionalen Toleranz begründet. „Die Mehrheit hatte nach 2500 Jahren erkannt: Unser Leben als Juden ist, war und wird wohl dies bleiben: Existenz auf Widerruf. Als Minderheit sind wir vom guten Willen der Mehrheit abhängig. Und dieser Wille ist eher selten gut.“ Dies legte die Motivation für einen eigenen Staat, wo Juden Mehrheit sind, nicht Minderheit.
Wir tauchen ein die Geschichte und die Gründung des Staates Israel, der sofort nach Gründung unter Druck der muslimischen Nachbarn stand, bis heute. Wenige wissen noch, dass im Krieg 1973 die deutsche Regierung (Brandt/Scheel) Waffenlieferungen nach Israel verhinderte, die USA aber sorgten für den notwendigen Nachschub, um die Apokalypse Israels zu verhindern. „Wie damals (auch heute) mehr Deklamatorisches als Substanzielles.“
Am 7. Oktober 2024 fand in München (Marstall) eine Veranstaltung statt, in der 3 Personen (Michael Goldberg, Barbara Horvath, Michael Wolffsohn) zur aktuellen Situation nach dem 7.10.2023 sprachen und die Geschichte Israels diskutierten. Dies war für mich der berührendste Teil des Buches (215-251), in dem zentrale Punkte angesprochen wurden, wie eine Zusammenfassung des ersten Buchteiles, vom Stammgebiet Israels bis hin zur unmittelbaren Zukunft von Israel.
Dabei wurde für mich klar, dass der Koran, in der Tradition der hebräischen Bibel stehend, im Grunde auch das Heilige Land den Juden zuordnen muss, denn im Alten Testament wird den ihnen das Heilige Land versprochen. „Der Koran widerspricht dieser Verheißung nicht. Im Gegenteil, er bestätigt sie.“ Israel hat Jerusalem als Zentrum seiner Heilsgewissheit, der Islam den Stadtstaat Medina, beide sollten in Israel neue Wege des Zusammenlebens finden, so das Fazit dieser Veranstaltung und mithin auch des Buches. Diese Schlussbetrachung bleibt eher unverbindlich offen, sie negiert den kompromisslosen Duktus von Koran und Hadith sowie anderen Grundlagenwerken des Islam.
Als Ergänzung oder Vorbereitung zu diesem Buch würde ich das eindringliche Werk von Giuseppe Gracia empfehlen: „Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen.“ Dort wird der Weg Israels in zentralen Aspekten beschrieben und die unversöhnlichen Grenzlinien zum Islam markiert. Nach Gracia bedroht der Antisemitismus in zunehmendem Maße auch das Leben im Westen.