Während des Ersten Weltkrieges erhielt der Direktor des Reichenheimschen Waisenhauses, einer Einrichtung der Berliner Jüdischen Gemeinde, 754 Feldpostsendungen. Die meisten stammen von ehemaligen Zöglingen, die als Soldaten in der deutschen und der österreichisch-ungarischen Armee dienten. Diese Schreiben bezeugen den selbstverständlichen Patriotismus ihrer Verfasser, zugleich aber auch die wachsende Kritik am Krieg.
Indem die vorliegende Sammlung den Dienst jüdischer Soldaten dokumentiert, setzt sie die gegen antisemitische Anfeindungen gerichtete Aufklärungsarbeit jüdischer Verbände fort.
Indem die vorliegende Sammlung den Dienst jüdischer Soldaten dokumentiert, setzt sie die gegen antisemitische Anfeindungen gerichtete Aufklärungsarbeit jüdischer Verbände fort.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
754 Feldpostbriefe aus der Feder von 81 Schreibern, darunter auch eine Frau, haben Simone Hank und Hermann Simon zusammen mit der Stiftung Neue Synagoge Berlin Centrum Judaicum und dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam herausgegeben, berichtet Sonja Zekri. Diese Briefe waren allesamt an eine Adresse gerichtet: an Siegmund Feist, den Direktor des Reichenheimischen Waisenhauses in Berlin. Gefunden wurden sie, informiert die Rezensentin weiter, vor sieben Jahren im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Richtig "schmerzhaft" an diesen Berichten aus dem ersten Weltkrieg findet Zekri, was zwischen den Zeilen steht. Nämlich die Assimilationsversuche deutscher Juden, deren radikalste Ausformung die Bereitschaft war, für Deutschland zu sterben, obwohl sie für die Militärs letztlich Juden blieben, so die Rezensentin. Die meisten der hier versammelten Briefeschreiber, der "Feist-Zöglinge", seien, merkt die Rezensentin bitter an, nicht im ersten, sondern im zweiten Weltkrieg gestorben, und zwar nicht "für ihr Land", sondern "durch ihr Land".
© Perlentaucher Medien GmbH
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