Die Geschichte der modernen Sprachwissenschaft wird von ihrer Gründerfigur Ferdinand de Saussure beherrscht. Der unter seinem Autornamen veröffentlichte Cours de Linguistique Générale gilt als Programmschrift des Strukturalismus und ist einer der in Linguistik und Kulturwissenschaften am meisten zitierten Texte der letzten Jahrzehnte. Ludwig Jägers Einführung legt hinter diesem allzu gegenwärtigen de Saussure einen weithin unbekannten Autor gleichen Namens frei, dessen theoretische Interessen im Bereich der Sprach- und Zeichentheorie sich aus den Laborerfahrungen eines brillanten komparatistischen Linguisten am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten. Dieser aus den Quellen rekonstruierbare Saussure tritt mit seinem strukturalistischen Alter Ego in einen Dialog und wird im Horizont zeitgenössischer Diskurse situiert.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Das revolutionäre Potential der Saussure'schen Thesen zu den indo-europäischen Sprachen erkennt Oliver Jungen noch beim Lesen der Biografie des großen Sprachwissenschaftlers. Atemlos ob der "filmreifen" Lebensgeschichte und der ungewöhnlichen, auf das nachstrukturalistische Vermächtnis von Ferdinand de Saussure abhebenden Arbeit von Ludwig Jäger, legt Jungen das Buch aus der Hand. Saussures Denken aus dessen Biografie und den umfangreichen Notiz- und Tagebüchern heraus detailliert zu entwickeln, hält er für einen starken, instruktiven Ansatz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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