»Mit diesem komplexen und zugleich wunderbar lesbaren Buch adressiert Rahel Jaeggi die Fortschrittsmüdigkeit unserer Zeit.« Frankfurter Rundschau
Die Abschaffung der Sklaverei, die Einführung sozialer Sicherungssysteme, die Sanktionierung von Vergewaltigung in der Ehe gelten gemeinhin als gesellschaftlicher Fortschritt - als ein Wandel zum Besseren. Dennoch hat die Idee einer generellen Fortschrittsbewegung ihren alten Glanz verloren, ja, sie ruft sogar Skepsis hervor. In aller Munde ist hingegen die Diagnose der Regression. Sie wird diversen Zeiterscheinungen gestellt, vom rechtsautoritären Populismus bis zur Demokratiemüdigkeit.
Rahel Jaeggi verteidigt in ihrem Buch das Begriffspaar Fortschritt und Regression als unverzichtbares sozialphilosophisches Werkzeug für die Kritik unserer Zeit. Als fortschrittlich oder regressiv versteht sie nicht nur das Resultat, sondern vor allem die Gestalt gesellschaftlicher Transformationen selbst. Indem sie nach den Erfahrungsblockaden fragt, die regressiven Tendenzen Vorschub leisten, entwickelt sie einen Begriff des Fortschritts, der eurozentrische Verzerrungen ebenso vermeidet wie die Vorstellung einer zwangsläufigen Entwicklungstendenz. Fortschritt, so zeigt sie, ist nicht der Vorlauf zu einem bereits bekannten Ziel, sondern der nie abgeschlossene Prozess der Emanzipation.
Die Abschaffung der Sklaverei, die Einführung sozialer Sicherungssysteme, die Sanktionierung von Vergewaltigung in der Ehe gelten gemeinhin als gesellschaftlicher Fortschritt - als ein Wandel zum Besseren. Dennoch hat die Idee einer generellen Fortschrittsbewegung ihren alten Glanz verloren, ja, sie ruft sogar Skepsis hervor. In aller Munde ist hingegen die Diagnose der Regression. Sie wird diversen Zeiterscheinungen gestellt, vom rechtsautoritären Populismus bis zur Demokratiemüdigkeit.
Rahel Jaeggi verteidigt in ihrem Buch das Begriffspaar Fortschritt und Regression als unverzichtbares sozialphilosophisches Werkzeug für die Kritik unserer Zeit. Als fortschrittlich oder regressiv versteht sie nicht nur das Resultat, sondern vor allem die Gestalt gesellschaftlicher Transformationen selbst. Indem sie nach den Erfahrungsblockaden fragt, die regressiven Tendenzen Vorschub leisten, entwickelt sie einen Begriff des Fortschritts, der eurozentrische Verzerrungen ebenso vermeidet wie die Vorstellung einer zwangsläufigen Entwicklungstendenz. Fortschritt, so zeigt sie, ist nicht der Vorlauf zu einem bereits bekannten Ziel, sondern der nie abgeschlossene Prozess der Emanzipation.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Hm, da scheint Rahel Jaeggi einen dritten Weg zwischen Universalismus und Werterelativismus gefunden zu haben, aber die Rezensentin Julia Werthmann ist nicht hundertprozentig zufrieden. Einen wichtigen Beitrag zur Debatte leistet Jaeggi aber dennoch, wenn man Werthmann richtig liest. Jaeggi rettet demnach den Begriff des Fortschritts, spannt ihn neu ein in das Begriffsduo "Fortschritt" und Regression", aber sie begreift Fortschritt nicht mehr als vorgezeichneten Weg des Menschen in eine (wenn auch vielleicht innerweltliche) Transzendenz, sondern als einen Problemlösungsprozess, der immer neu auf "gestörte Passungsverhältnisse" reagieren muss. Was Werthmann daran ein wenig zu stören scheint, ist die von der trockenen Metaphorik schon induzierte Nüchternheit der Angelegenheit: Werthmann freut sich zwar über Jaeggis klugen Vorschlag, den Begriff des Fortschritts neu zu fassen, aber die Sache scheint ihr zugleich etwas körperlos und abstrakt: Was sie vermisst, sind die realen und oft blutigen Konflikte in der Wirklichkeit, von denen diese Prozesse nicht zu trennen sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Mit der Lektüre von Fortschritt und Regression durchläuft man - ganz unpassend zur Jahreszeit - einen Entzauberungsprozess: Fortschritt muss prozessual statt substanziell verstanden werden, der Weihnachtsmann ist erfunden statt echt.« Paul Keller wochentaz 20921229







